GREETINGS AN DIE BERLINER ORDNUNGSHÜTER
Lieber PK W. und liebe POM’in K.,
ich verzichte hier mal lieber auf die Nennung Ihres vollen Namens. Sie treten, wie ich dem obigen Schreiben Ihres Polizeipräsidenten entnehmen darf, in der ohnehin recht merkwürdigen Doppelfunktion des Anzeigenden und Zeugen auf in einem Fall, der es in sich hat. Offensichtlich fiel Ihnen während Ihrer Dienstzeit gegen 13.39 ein falsch geparktes Fahrzeug in der Friedrich-Karl.Str. 1-3, 12103 Berlin auf, was sie natürlich nicht durchgehen lassen durften. Also schritten Sie zur Tat. Sie notierten alles Wichtige auf dem Strafzettel, den der Volksmund liebevoll „Knöllchen“ nennt. Reine Routine: Nummernschild, zur Sicherheit Automarke, Ortsangabe, fertig. Kann eigentlich nichts schiefgehen. Außer – ja was ist eigentlich schief gelaufen? Der Wagen, den sie (vermeintlich) auf frischer Tat ertappt haben, gehört einer Autovermietung. Sie hatte den Wagen zu dem Zeitpunkt tatsächlich vermietet. An mich. Allerdings in Hamburg, wo ich während meiner Mietzeit exakt 22 Kilometer zurückgelegt habe. Es also unmöglich nach Berlin (und zurück) geschafft hätte. Das Unternehmen setzt übrigens nur Autos der Marke Kia ein, keine Renaults. Ich fasse zusammen: falsches Nummernschild, falsche Marke, falsche Stadt. Das klingt verdächtig nach einer schrulligen Berliner Performance (und dabei wollte ich eigentlich nicht mehr lästerlich über die Hauptstadt schreiben. Aber sie macht es mir so schwer.) Was war geschehen? Hatten Sie direkt vorr diesem Fahndungserfolg eine zu gesellige Mittagspause mit ein paar anregenden Tropfen, die ein wenig die Sinne vernebeln? Oder sind die Berliner so spießig geworden, dass sie alle vorschriftsmäßig parken, so dass sie auf die Idee einer kreativen Erweiterung Ihres Dienstbereichs Richtung Hansestadt gekommen sind? Oder war es schon eine von höherer Stelle angeordnete Vorab-Rache wegen drohender Niederlage im Olympiastadt-Wettstreit? Wie auch immer – wenn Sie nicht listigerweise auch noch die richtige Nummer (und richtige Marke) notiert haben, dann, befürchte ich, sind Ihnen jetzt stolze 15 Euro durch die Lappen gegangen. Was die Stadt (arm aber sexy) wie alle wissen, gut hätte gebrauchen können. Baustellen gibt es ja genug. Kleiner Tipp aus der hochnäsigen Hansestadt: Demnächst nach der Mittagspause wieder volle Konzentration – und keinen Schabernack mehr treiben.
Dankend für die originelle Einlage grüßt
Jan