Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Mai 2014

Darf’s ein bisschen weniger sein?

von
TemmaA

GREETINGS VOM ÖKO-CHIC Alles Coole ist schon da. Dunkle Decke, sichtbare Lüftungsrohre, Industrielampen, raue Eisen-Regale. Und zu kaufen gibts nur Voll-Korrektes, z.B. Obst und Gemüse, das „per Schiff oder über Land“ gekommen ist, also nicht per Flugzeug. Alle Coolen sind aber noch nicht nicht da. Ich sitz‘ ziemlich allein vor meinem Kaffee auf einem Barhocker am gekalkten Deli-Holztisch, gucke gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft, umgeben von Weniger-ist-Mehr-Luxus, wie Temma ihn sich vorstellt. Temma? Am Namen merkt man schon, dass es manchmal ganz schön angestrengt sein kann, lässig zu wirken. Temma heisst eine neue Supermarktkette von Rewe, die jüngere und smartere Kundschaft ansprechen will, aber dafür ein Kunstwort wählt, das nur noch versteht, wer mindestens 60 ist. Was „Tante-Emma“-Läden mal waren, wissen nur noch Oldies aus der Zeit, als es sowieso nur zu kaufen gab, was über Land gekommen war (außer per Dampfer lange herangeholte Südfrüchte vielleicht). In der neuen…

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greetings from Tokio

von
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NEU AUFGELEGT Unter uns Schreibern könnte man sich jetzt ja streiten, ob es für Zeitungen oder Zeitschriften eines Upcyclings bedarf. Oder ob nicht die Tatsache an sich, dass man sich etwas aus den Fingern gesogen und dieser Text zusammen mit einem Layout einen wie auch immer gearteten Artikel ergeben hat, eine finale Angelegenheit ist. Aber in Zeiten von Recycling und Wiederverwertung ist jedes Material irgendwie auf der Durchreise, ergibt mal dies, ist mal nützlich für das. Takeo Fujii jedenfalls sagt nicht „das kann weg“, wenn er Altpapier in die Finger kriegt. Im Gegenteil, er forscht, sammelt und sucht nach Vintage-Modemagazinen oder Comics aus den Sechzigern, gerne auch früher. Die ausgedienten Druckprodukte weicht er in einer Lösung ein, trocknet und laminiert sie anschließend, damit sie robust werden. Wofür? Takeo Fujii fertigt aus den alten Zeitungen in Kombination mit Leder Taschen und Portemonnaies. In der kleinen Mall unter der Tokioter Bahnstation Okachimachi…

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greetings from Elbjazz

von
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GROOVY RIVER Liebe Musikfreunde! Dass der Hafen des Hamburgers und Touristen liebstes Kind, sprich größte Attraktion ist, dafür braucht man nicht extra einen Blogbeitrag zu verfassen. Aber einmal im Jahr passiert im Hafen etwas, wonach sich selbst eingeweihteste Hanseaten die Finger lecken. Oder wenigstens müssten. Denn seit 2010 findet Ende Mai das Festival Elbjazz statt. An zwei Tagen werden rund 50 Konzerte gegeben, Stars wie Klaus Doldinger, Till Brönner, Helge Schneider, Bugge Wesseltoft, Jamie Cullum und Joshua Redman standen hier schon auf der Bühne, 2014 war der Top Act Dianne Reeves. der Regen strömt (zwischendurch mal) aber noch mehr strömen die Besucher hierher. Denn nicht nur die Musik ist phantastisch – die Location ist einzigartig. In alten Hallen und draußen auf dem Werftgelände von Blohm & Voss groovt und swingt es. Und man weiß gar nicht was einen mehr verzaubert. Die Musik oder das Ambiente. Das beginnt schon mit der Anfahrt.…

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greetings from Stuttgart

von
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HÄUSLEBAUER Es gibt in Südwesten Deutschlands eine Ansammlung von unfassbar misslungenen, zeitlos-geschmacklosen Profanbauten, die man gemeinhin zusammenfasst unter dem Sammelbegriff „Stuttgart“. Das firmiert gleichzeitig auch als baden-württembergische Landeshauptstadt und macht sich im Reigen der verpatzten deutschen Großbauprojekte mit Protesten um den neuen Bahnhof wichtig – unter dem Schlachtruf „Stuttgart 21“, bei dem darum gestritten wird, ob lieber ein altmodischer unpraktischer, abweisender Bahnhof erhalten bleibt oder lieber eine vielleicht nicht besonders rentable (für den Steuerzahler) dafür sehr lukrative (für Investoren) Neuplanung mit Durchfahrtsmöglichkeit geschaffen wird. Ich will mich da mal raushalten. Aber zu begrüßen wäre es gewesen, wenn die Abrissbagger in einem deutlich großzügigeren Radius um den Bahnhof herum ihre Arbeit erledigt hätten. Diese furchtbar trostlosen Zweckbauten stören den gemeinen Schwaben aber nicht. Zornig werden sie aber, wenn so ein Fremder, ein Koreaner aus dem Rheinland, der Architekt Eun Young Yi, eine neue Stadtbibliothek auf dem Areal A1 von Stuttgart 21 baut,…

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greetings from the Indernet

von
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SCHÖNE NEUE WELT Vor ein paar Jahren habe ich einen Artikel gelesen in dem es darum ging, wie eine Inderin, wohnhaft in Neu-Delhi, den Alltag einer Engländerin, wohnhaft in London, organisierte. Sie bestellte die Milch beim milkman, machte Termine beim Friseur oder Kinderarzt und koordinierte Meetings in der britischen Metropole – das alles aus einer Entfernung von rund 6700 Kilometern. Echt spleenig, dachte ich, die ich nun wirklich kein digital native bin…. Ich habe mich über die Auswüchse der Globalisierung gewundert und über die offenbar grenzüberschreitende IT-Kompetenz der Inder gestaunt. Nicht schlecht gestaunt habe ich dann in Neu-Delhi beim Anblick des Kabelsalates in den Straßen. Mal ganz abgesehen von der Frage, wer da wohl wessen Stromrechnung bezahlt, wundert man sich, dass da überhaupt in irgendeiner Wohnung oder in einem der Läden Elektrizität ankommt. Dabei ist Indien vor rund zehn Jahren in den Kreis der zehn größten Volkswirtschaften der Welt vorgestoßen und…

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