Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Juli 2014

Deutscher Strand

von
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GREETINGS AUS GERMANY. Nein,auch wenn es so aussieht, keine Urlaubsgrüsse aus der Ferne. Hamburg hat das Glück, an seiner Elbe ein Stück Strand und damit seine eigene autarke Ferienstimmung zu haben. Man kann hier grillen, schwimmen oder einfach in die Ferne gucken, den Schiffen hinterher, solche Sachen. Ich schreibe bewusst: „solche Sachen“, weil man keinen Beitrag mehr, nirgendwo, findet, ohne diese zwei Worte. Fehlen sie, ist das ein Zeichen, dass dem Leser ein alter Text angedreht werden soll, eindeutig vor 2014 geschrieben. Aber was machen die Männer da für Sachen? Sie graben Löcher in den Strand. Und sie stellen einen verchromten Rahmen auf. Wozu das? Einige Tage lang konnte man denken, es ist eine Art nette Geste, um den Strandbesuchern ihr Freizeitleben etwas zu erleichtern. Man hat immer viel dabei, als Hamburger am Strand. Dann aber klärt sich alles auf, und endlich sieht man, was bisher fehlte an so einem Strand: ein Schild. Da steht jetzt…

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greetings from Oxford

von
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NUR GEDULD Well, vielleicht einmal eine kleine Anmerkung zu einer Disziplin, in der Engländer schätzungsweise, nein sicher weltweit unschlagbar sind: Sich wegen was auch immer in einer ordnungsgemäßen Schlange aufstellen. In Oxford dachte ich neulich, ich würde unverhofft einer künstlerischen Performance beiwohnen. Die Damen und Herrschaften standen nicht nur in einer Reihe, sondern jeweils mit einem solch gehörigen Abstand zueinander, das hatte mit einer Schlange im herkömmlichen Sinne nichts zu tun. Aber in der Tat: Sie warteten auf den Bus. Großartig! Um diesem Hobby so oft wie möglich nachgehen (eher: stehen) zu können, lassen sie sich die Briten einiges einfallen. Auch technische Innovationen können sich diesbezüglich nützlich machen. Zum Beispiel im Supermarkt. Dort gibt es zwar noch die Kasse, wie sie die Älteren unter uns kennen, also mit Menschen dahinter, die die Ware scannen, Preise eintippen und Geld entgegennehmen. Aber die sind nur selten und widerwillig besetzt. Dafür sind aber…

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greetings from Schleswig

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TELEFONBUCH Wir haben an dieser Stelle ja schon des öfteren aufmerksam gemacht auf Dinge, die drohen, in Vergessenheit zu geraten oder wenigstens mit der Zeit unterschätzt und missachtet zu werden. Explizit betroffen sind unter anderem zwei Dinge, die vor wenigen Jahren noch essentiell oder wenigstens unantastbar waren: Bücher – und Telefonzellen. Beide stolze Zeugen der alten analogen Welt. Im Zuge der Digitalisierung haben sie mächtige Feinde bekommen. Die einen müssen kämpfen gegen das Internet und die E-Books, die anderen müssen ihre Überflüssigkeit eingestehen, seit wirklich jeder ein Handy oder Smartphone hat. Junge Menschen können sich zum Teil schon gar nicht mehr erklären, warum hier und dort in den Straßen so unmotiviert gelbe Kästen mit Fenstern aufgestellt wurden und denken bestenfalls an Wartehäuschen. Aber worauf? Nun habe ich aber in dem beschaulichen norddeutschen Städtchen Schleswig, das gemeinhin wegen Moorleichen und dem wirklich sehenswerten Dom besucht wird, eine konzertierte Aktion dieser beiden…

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Es fährt ein Zug von Nirgendwo

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GREETINGS VON DER ENDSTATION Nach langer Zeit mal wieder Grüsse aus Hamburg. Und die werden vor allem unsere vielen Leser im Süden interessieren. Speziell Stuttgart könnte von Hamburg viel lernen, ganz besonders: wie man das macht, wenn man einen Bahnhof untertunneln und mit den Gleisflächen noch ein kleines Zusatzgeschäft machen will. Lehrbuchobjekt ist der Bahnhof Hamburg-Altona, einst stolze Endstation jedes Süd-Nord-Zuges; wer von hier noch weiter wollte, für den gings eigentlich nur noch mit dem Schnelldampfer nach New York oder mit einem Regionalzug gefühlte endlose sechs Stunden zum Reet-Hideaway nach Sylt. Genug geplaudert, wir sind hier nicht im Feuilleton, sondern im Lehrbuch für Bahnhöfe-Verschwinden-Lassen, Kapitel Moderne Verkaufspsychologie. Was man in Hamburg nämlich anders gemacht hat als in Stuttgart: Man hat erstmal den Bahnhof für eine S-Bahn untertunnelt. Dann hat man gesagt, der alte Backsteinbahnhof, 1898 gebaut für tonnenschwere Dampfloks, vertrage diese modernen leichten Aluminium-S-Bahnen statisch nicht mehr so recht – und…

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greetings from Fußball

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ZURÜCK ZU DEN WURZELN Es wird ja gestritten unter den Fußball-Gelehrten, nein, nicht nur, welche Aufstellung der Bundes-Jogi nun wählen soll, das auch, aber ich meine jetzt, wer das Spiel erfunden hat. Die Engländer schon mal nicht. Ok, in der heutig praktizierten Form meinetwegen so halbwegs, aber lange vorher kickten schon die Chinesen, die immer alles schon ein paar tausend Jahre früher gemacht haben, außer Design, das machen sie immer ein paar Monate später. Und die Majas hatten ein solches Spiel, bei dem es wirklich um Leben und Tod ging. Da hatte Verlieren eine noch tragischere Komponente als heute. Auch die Florentiner rühmen sich, die Erfinder des Fußballs zu sein. Ihre Variante, die man eher mit einer brutalen Form von Rugby vergleichen kann, wurde, wenn ich mich recht erinnere, von den florentinischen Soldaten während der Belagerung der Stadt durch die Franzosen im frühen 16. Jahrhundert praktiziert. Jeweils 27 Vertreter aus…

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