Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Potsdam

Zug nach Nirgendwo

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GREETINGS FROM GEISTERBAHNHOF  Wenn schon falsch, dann richtig! Zu den Skurrilitäten des DDR-Mauerbaus gehörte, daß das Berliner Umland vergessen sollte, daß es sowas wie Westberlin überhaupt gab. In DDR-Atlanten erschien die Gegend zwischen Wannsee und Brandenburger Tor wie eine Art leeres Weideland und Bahnstrecken, die den Grunewald passierten, wurden im weiten Bogen südlich von Berlin umgelegt – nicht nur auf Landkarten. So kam es, daß Potsdam einen neuen Hauptbahnhof weit weg mitten im Wald bekam und wer von Unter-den-Linden zum Sommervorort der Preussenkönige wollte, war länger unterwegs als einst alle Friedrichs mit der Kutsche, trotz russischer Sputnik-Züge via Schönefeld. Schönefeld? Ja, genau das kann jetzt die zweite Zukunft des längst wieder verlassenen Potsdamer Bahnhofs werden – als Expressstation Richtung neuem Flughafen. Der steht ja heute schon in Karten eingezeichnet, obwohl gar nicht da. So wiederholen sich Skurrilitäten. Amüsierte Grüsse von ROLF      

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Marmor, Stein und Eisen friert

von
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GREETINGS AUS DER KÄLTE Also Osterwetter sieht anders aus. Und Frühling auch. Potsdams Preussenkönige hatten ja gedacht, wie auch ihre Konkurrenten in Paris und London, durch Importe von Südpflanzen ein bisschen Heiterkeit um sich versammeln zu können und so gilt bis heute der Tag, an dem die Kübelpflanzen aus ihren Orangerien ins Freie dürfen, als der offizielle Kick-Of-Event für den Frühling. Leider gilt das auch umgekehrt: Keine Mimosen, keine Oliven, kein Lorbeer draussen? Eisige Zeiten. Und dieses Jahr ist es besonders hart: Nicht mal die Winterschutzhäuser der Denkmäler und Skulpturen sind bisher abgenommen. Sieht eher aus wie Winteranfang. Dabei sollen sie doch oben in Hamburg sogar schon die Alsterschwäne aufgetaut haben… Kühle Grüsse sendet ROLF

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Ohne Worte

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GREETINGS AUS DER HEIMATSTADT Lieber Rolf, long time no hear und auch kein freitägliches Wochen-Bulletin aus Deiner neuen Heimat Potsdam bekommen, also gehe ich mal ein bisschen in Vorleistung. In unserem angedachten Städtevergleich Potsdam versus Hannover habe ich mich mal vor Ort in meiner Heimat umgeschaut und werde Dir, quasi als absichtliches Eigentor ein schickes 1:0 gegen Hannover vorlegen. Beim frühstücklichen Blick in die von mir ehemals geschätzte und als seriös empfundenen Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), die ja einst in dem von mir noch geschätzteren Anzeiger Hochhaus in Hannover residiert hat (darüber habe ich hier ja schon mal geschwärmt), ist mir doch fast das Brötchen im Halse stecken geblieben; und das gleich mehrfach. Ich glaube im Feuilleton haben sie folgende Nachricht fabriziert: In der Überschrift  verkündet sie langatmig die Absage der „Heute-Show“ , um dann im Lauftext neben dem Foto des Moderators Oliver Welke und geschlagene sechs Zeilen darunter noch vom…

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Warum Potsdam?

von
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GREETINGS VOM ORTSWECHSEL Treuen greetingsfrom-Empfängern bin ich noch ein paar Zeilen schuldig, wie man auf die Idee kommen kann, Hamburg tschüs zu sagen, um nach Potsdam zu ziehen. Die kürzeste Version: Mag Hamburg die schönste Stadt der Welt sein – Potsdam ist eindeutig die schönste Stadt Deutschlands. Wer schonmal hier war, braucht nicht weiterzulesen, für die anderen (was noch ziemlich viele sind) so kompakt wie möglich, warum die kleine 180.Tsd-Großstadt so besonders ist. Einiges steht in Kultur- und Reiseführern, viele Friedrichs und Wilhelms haben sich hier nahe Berlin (mit der Kutsche: vier Stunden) ihre Sommerschlösser bauen lassen und dabei hat jeder seine exotischen – meist französische, italienische oder englische – Träume verwirklicht und sich drumherum auch noch immer neue Naturparks zwischen die brandenburgischen Havelseen anlegen lassen. Und selbst Krieg und DDR haben davon das meiste stehen gelassen. Das ist nämlich die zweite Besonderheit, und die steht so in keinem Reiseführer, denn sie ist nicht frei von Absurdität, Dialektik und…

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Drei Turmgeschichten

von
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GRETINGS VON GANZ OBEN Wenn ich mich auf meinem neuen Balkon weit nach rechts herauslehne und nicht herunterfalle, sehe ich fern im Westen drei größere Gebäude den Wald-Horizont überragen. Eine Kuppel mit einer großen Fahnenstange, das ist Wolfgang Joops Wunderkind-Atelier. Joop ist ja gebürtiger Potsdamer und kam nach der Wende schnell an den Ort seiner Kindheit zurück, sanierte das familiäre Riesengehöft Gut Bornstedt, bis er von dort nach einem Yellow Press-reifen Streit mit und von seiner Tochter Jette vertrieben wurde. Jetzt hat er am romantischen Heiligen See zwei Villen als Wohnarbeitsschwerpunkt – und auf einer weht eben die Riesenfahne zum Zeichen seines gelungenen Neuanfangs in egogemässer kreativer Stadtkommandantur. Darüber die Zwillingstūrme des Belvedere, eine Schlossanlage, die sich der italienverliebte  Friedrich Wilhelm IV. auf den Gipfel des Pfingstberges u.a. von Persius zur Inszenierung der schönen Aussicht bauen liess. Eben diese wurde ihr in der DDR zum Verhängnis. Weil man hier sowohl über auf die Westberliner Havelseen wie auch auf russische Geheimdienststellen sehen…

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