Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Tastes

Magische Orte

von
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GREETINGS FROM MALLE Nicht was Sie jetzt denken: Keine Saufgschichten, kein Touri-Bashing (hätte ich auch beides in petto), hier gilt es mal die Insel in höchsten Tönen zu loben. Auf Mallorca kann man nämlich durchaus große und erhabene Architektur entdecken. Wenn auch vornehmlich im entlegensten Landstrich. Und falls man man sie überhaupt findet. Schon vor knapp 30 Jahren bauten die jungen Architekten John Pawson und Claudio Silvestrin für den deutschen Galeristen Hans Neuendorf und seine Frau Caroline ein Ferienhaus, das noch heute zwischen den traditionellen Fincas, Kakteengärten und Olivenhainen aussieht, als sei ein architektonischer Alien aus der ganz fernen Zukunft im Osten der Insel gelandet. Ein Haus mit magischer Wirkung. Allein der zentrale Innenhof mit zehn mal zehn Meter Grundfläche, zehn mal zehn Meter hohen rot gewischten Seitenwänden und einem Eingang, der bei diesen Größenverhältnissen aussieht wie ein Schlitz, den nur Strichmännchen passieren können, zwingt Körper und Geist in der Sekunde des…

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Giraffen im Nebel

von
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GREETINGS FROM BRÜSSEL Alljährlich lockt Berlin mit der ITB, was offiziell als Abkürzung für Internationale Tourismus Börse steht. Hier wimmelt das Fernweh durch die vollen Hallen, wollen weissbärtige Männer zum 200sten Geburtstag von Karl Marx in seine Heimatstadt Trier locken und eine silberne Beethoven-Figur zu dessen 250sten Geburtstag nach Bonn. Renner sind die Hallen der südostasiatischen Reiseziele, das heisst allerdings, dass man dort nur im Schneckentempo voran kommt. Beliebte Selfie-Motive sind Mogli und Shir Khan in der indischen Ecke und ein Giraffenkopf aus nächster Nähe im Bereich Kilimanscharo. Viele Regionen setzten aber nicht nur auf Prominenz oder Tierisches, sondern mehr oder weniger gezielt auf Nebel. Genauer: vernebelte Sinne. Chile zum Beispiel bietet um 12.30 eine umfangreiche Weinprobe an, die eigentliche einen sofortigen Mittagsschlaf nach sich ziehen müsste. Haupverdächtiger dieser arglistigen Strategie ist unser kleiner Nachbar Belgien. Mein Mitblogger Rolf  weiss, wovon ich spreche. Die Halle mit den Reiseanbietern verschiedener belgischer Regionen…

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Größenwahn

von

GREETINGS FROM STARBUCKS Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema „unglaublich blöd“. Es geht also weiterhin um Amerika, aber weder um meinen Freund Homer noch um Trump, eher so dazwischen, Tendenz zu Trump. Richtig, wir befinden uns bei Starbucks. Ich möchte jetzt nicht näher drauf eingehen, dass ein amerikanischer (!) Kaffeekocher sich erdreistet, zeitgleich mit einem amerikanischen (!) Pizzabäcker  namens Hut Filialen im Mutterland dieser Köstlichkeiten zu eröffnen, was ihnen hoffentlich alsbald zum Verhängnis wird. Hier und jetzt geht es um Größen. Nicht, das vorsorglich betont, um die Geistesgrösse der betreffenden Marketing – oder Verkaufsabteilung. Die scheint sich im schwer messbaren Mikrobereich zu bewegen. Es geht um die von Kaffee-Einheiten. Die zuständige Abteilung hat sich nämlich ausgedacht, die kleinste Kaffeegrösse „tall“ zu nennen. Kein Tippfehler von mir. Nicht mit „sm“ vorn sondern mit „t“! Also „groß“. Es gibt natürlich noch zwei grössere Einheiten und da wusste man sich mit englisch allein offensichtlich nicht mehr zu…

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Bier-Skandal

von
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GREETINGS FROM KIEZ Was für ein Schock neulich an der Tankstelle! Ich kaufe eine Flasche gefüllt mit einer Melange aus Bier und Limonade (natürlich nicht für mich). Mangels Alternativen greife ich zu dem Erzeugnis „Kiezmische“ aus dem Hause Astra. Mal abgesehen davon, dass ich den Verzehr solcher urzeitlichen Alko-Pops ohnehin nicht für förderungswürdig halte, erst recht nicht solchen, die einst der Legende nach zum Strecken des eigentlich begehrten Hopfengetränks „erfunden“ wurden, trifft mich doch beim Anblick des Etiketts fast der Schlag.  Als Erläuterung zu dem kryptischen Getränkenamen wird die Unterzeile „frisches, trübes Radler“ nachgereicht. Das Getränk aus der hamburgischsten aller Hamburger Brauereien verleumdet doch tatsächlich das idyllische Fluss/See-Gemisch namens „Alster“, das nicht nur wesentlich zum beliebten Antlitz der Stadt beiträgt, sondern bekanntermassen im nördlichen Teil der Republik namensgebend für solcherart Getränke ist. Sie nenn es Radler! Welchem Marketing-Fuzzi war denn da nachhaltig trüb im Hirn? Nur weil die Bayern zuerst…

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Kaffee zum Gehen

von
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GREETINGS VOM CAFÈ KRANZLER Neues Wort gelernt: Westalgie. Stammt aus Berlin, würde aber auch in ganz Westdeutschland funktionieren, denn es beschreibt das Phänomen, dass mit dem Fall der Mauer nicht nur, wie erwartet, Ostberlin und die DDR untergingen, sondern auch das westliche Pedant. Es war gar nicht so neutral und ewiglich wie es schien, viel fragiler als gedacht, und bekommt wie alles, was verschwindet, nun aber nostalgisch-verklärten Glanz. Für alle, die darauf aus sind, hier eine dringende Location-Warnung. Das Café Kranzler war mal DAS Westberliner Café am Kudamm, sein Wirtschaftwunder-Feeling war  gerade durch seine Tanten- und Touristen-Gemütlichkeit ziemlich authentisch, nicht mal die vorbeiziehenden 68er-Demos, die hier als Vietnamprotest nach einer Günter Grass-Idee einen Dackel anzünden wollten, konnten das zerstören. Vorbei und weg, wie die Mauer. Als alle nach Mitte wollten, zog ein Gerry Weber-Textilladen in die Kaffeéräume und liess nur noch die denkmalgeschützt Rotunde mit der rotweiss-Markise offen, auch der Jeans-Mietnachfolger Superdry hält das so – weshalb man zwischen all…

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