Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Mai 2016

Heisse Luft

von
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GREETINGS VOM WASCHTISCH Zu den Skurrilitäten de Designbusiness zählt die Unlogik, daß jedes Jahr Neuheiten auf den Markt kommen, die niemand braucht. Weil es einfach keine neue Idee gibt, aber trotzdem neue Produkte. Den Nassbereich trifft es fast immer am schlimmsten, was man auf jedem Hotelbesuch zu spüren bekommt. Die Idee, wie aus einem Rohr Wasser kommt und wie man dieses reguliert, ist ja eigentlich ausentwickelt. Einen Griff drehen oder einen Hebel schieben  – ein paar Grundideen haben sich durchgesetzt, und mit Glück trifft man auf nicht allzu sinnlose Varianten davon.  Kann man dazu noch etwas neues erfinden? Ja kann man – und das war meine absolut unerwartete, positive Überraschung des Monats. Ich traf auf sie in einer Restauranttoilette. Aus der Wand über dem Waschbecken ragte nur ein rätselhafter, runenähnlicher Rohrwinkel. Erst eine kleine im Spiegel eingeätzte Grafik wies den Weg: Hände mittig darunter – Wasser läuft. Das gabs schon länger, jetzt kommt das Neue: Hände auseinanderziehen –…

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Fieser Fusel

von
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GREETINGS FROM HARRY Auf Partys, die eher Massenveranstaltungen sind, also zum Beispiel die Eröffnungsfeier der Biennale der Architektur in Venedig, wird gern ein sogenanntes „Flying Buffet“ gereicht. Der Begriff ist der Gipfel einer Mogelpackung. Es wird nämlich erst gar nichts gereicht und man versucht sich, mit dem einen oder anderen Prosecco über Wasser zu halten (sorry für das schiefe Bild), dann kommen hin und wieder Kleinst-Häppchen vorbeigehuscht, die quasi nicht essbar sind (nicht unbedingt wegen mangender Qualität, nicht unbedingt jedenfalls) sondern weil das Fingerhut-Süppchen ohne Löffel, das Salätchen ohne Gabel, etc. gereicht wird. An der Qualität wird mittlerweile auch gespart, getreu dem Motto: “ Hunger ist der beste Koch.“ Also entschliesst sich eine Kleingruppe von Journalisten aus aller Welt, gemeinsam eine Trattoria aufzusuchen, zwecks Einnahme einer ordentlichen Pasta. In diesem Fall habe ich mich der Gruppe angeschlossen, aber bei der Entscheidungsfindung nicht mitgewirkt. Die Wahl fiel auf „Harry’s Bar“, Erfinder des…

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Lieber hoch als lang!

von
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GREETINGS AUS DEM DOPPELDECKER Aufrecht, zurückhaltend und auch noch smart – das sind nicht unbedingt die ersten Eigenschaften, die einem zu Berlin einfallen, zumindest nicht als Triple. Wenn man aber eine Positiv-Liste Berlins zusammenstellte, stünde damit der gelbe Doppeldecker-Bus der BVG ganz oben. Oder heisst es: vorne? Der zweigeschossige quietschgelbe Bus, ähnlich wie in London eine kaum mehr erkennbare moderne Version der einstigen Pferdeomnibusse mit Zusatzsitzen auf dem Dach, verleiht auch biederen Vorstadtstrassen Metropolenfeeling. Und selbst bei Stau steht man sozusagen auf der Metaebene über allem. Nichts von dem hat sein Konkurrent, der ins unendliche verlängerte Gelenkbus, den Berlin versuchsweise aus Hamburg importiert hat. Er ist einfach nur lang. Und den können die Hamburger gerne behalten. Im letzten Jahr bin ich dort sogar mal in einen dreigliedrigen Bus geraten: wenn ich mich richtig erinnere, konnte man an der Oper ein- und am Dammtor wieder aussteigen, ohne dass er losgefahren war. Dies allerdings hätte eine Idee aus Berlin sein können!  Nahverkehrs-Grüsse…

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Luxusherberge

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GREETINGS FROM DANIELI Ich frühstücke auf der Dachterreasse des Luxushotels Danieli in Venedig. Atemberaubender Blick auf die Palladio-Kirche, deren Namen nachzuschlagen ich gerade zu faul bin, auf  die Punta della Dogana, ehemalige Zollstation und heute Museum für zeitgenössische Kunst, auf den Canal Grande, Giudecca, kurz auf nahezu alles, was die Lagune zu bieten hat. Im Danieli sitze ich natürlich nur im Rahmen einer Pressereise. Also Einladung. Normalerweise nicht meine Liga. Zimmerpreise bis 1300 Euro – ohne Frühstück. Das kostet nochmal, je nach Appetit 50 bis 100 Euro extra. Mein Blick schweift aber nicht nur über die Sehenswürdigkeiten sondern bleibt an den anderen Gästen hängen. Die meisten mutmasslich nicht eingeladen. Auch nicht auf Geschäftsreise (wer macht schon eine Geschäftsreise nach Venedig, ausser Mitglieder des in dieser Hinsicht immer noch manchmal seeligen Berufsstand des Journalisten?).  Also was sind das für welche? Wer kann (und will) sich das leisten? Coole Erfolgsmenschen? Die Reichen und…

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Small Talk

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GREETINGS FROM VENEDIG Ankommen in Venedig ist immer schön. Allein schon der Blick aus dem Flugzeug. Heute beginnen die Pressetage für die Architektur-Biennale. Warten auf ein Wassertaxi. Neben mir ein weisshaariger Herr, zwischen uns eine Hostess vom Sponsor des Events. Er dreht sich zwecks Kontaktaufnahme zu mir. Ich komme ihm zuvor. Es entspinnt sich ein very small talk. Ich: „Hello, I’m Jan. From Hamburg.“ Er: „I’m David from London.“ Ich: „Nice to meet you, Mister Chipperfield.“ Ok, erst auf den zweiten Blick erkannt. Und mit zwei Hilfen. Wer rechnet denn auch damit? Bin fasziniert von der Architektur-Prominenz neben mir. Als ich wieder zu mir komme, ist sein Taxi schon weg. wie man sieht. Es grüsst JAN  

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