GREETINGS VOM ZYNISMUS Wenn Journalisten ihren Job verlieren, ist das hart, aber sie teilen das Schicksal gerade mit ziemlich vielen Anderen in ziemlich vielen anderen Branchen, Stichwort Strukturanpassung. Wen’s trifft, der hat eine stressige Zeit vor sich; nicht schön. Manches ist bei Journalisten aber anders als bei anderen – sie können immer noch Bücher schreiben und ein gerade erschienenes – ein „Tatsachenroman“ eines gefeuerten Journalisten, der sich als Möbelverkäufer versucht – muss natürlich jeden neugierig machen, der sich für Medien oder fürs Ambiente-Business interessiert. Um es gleich zu sagen: Das Buch ist eine hingepfuschte Frechheit und weder seinen Preis noch die notwendige Lesezeit wert; es sei denn, man ist Psychiater und sucht eine Fallstudie zu den Phänomenen Selbstüberschätzung und Wehleidigkeit. Oder man ist ein Verlag und hat jeden Stolz aufgegeben.
Konzentriert hätte der Stoff für eine durchaus lesenswerte Reportage gereicht. Alles dabei. Schnäppchengeile Kunden, die auch gern mal Rolf-Benz-Etiketten von den Sofas klauen, verschlagene Chefs, die ihre Scheinrabatte vorher auf die Preise draufgeschlagen haben und provisionsabhängige Verkäufer, die sich die Beine in den Bauch stehen und sich gegenseitig belauern. 10 Seiten lang ist das interessant. Dann aber wird es bei „Robert Kisch“ nicht nur langweilig, sondern quälend-klebrig-eklig, lesen zu müssen, wie er sich leidtut, daß er hier in so einen ganz normalen Job reingeraten ist und seiner schönen besseren Medienvergangenheit hinterhertrauert. Womit er das Kunststück fertig bringt, sowohl die Verkäuferszene zu beleidigen wie auch – und das ist das schlimmere – ein Dumpf-Bild von Journalismus zu zeigen, wie es dümmer nicht sein kann. Wer sollte solchen geschwätzigen (und schreiberisch zumindest in diesem Buch grenzwertig-banalen) Journalisten vermissen?
Und hallo, Droemer-Verlag: liest eigentlich bei Ihnen noch jemand die Bücher vor der Veröffentlichung? Wie kann man mit einem Buch an drei wichtigen Themen gleichzeitig scheitern? Oder gehts in Ihrem „Buchverlag“ zu wie in diesem „Möbelhaus“?
Kopfschüttelnde Grüsse von ROLF