GREETINGS IN BIKINI-STIMMUNG So ab fünf gibt es im Moment keinen cooleren Platz in Berlin als die Bar-Terrasse des neuen Bikini-Hotels an der Gedächtnis–Kirche. Im zehnten Stock sitzt man hier draussen in der ersten Frühlingswärme, geniesst sein Getränk – noch mehr aber das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dem Comeback des früheren Westberlin-Zentrums ganz entspannt von oben zuschauen zu können. Zwar halten am Bahnhof Zoo keine Fernzüge mehr (und die Westberliner scheinen darüber immer noch gekränkter zu sein als nach DDR-Blockade & Luftbrücke), aber für Autofahrer und Flaneure fühlt sich das Dreiecks-Quartier Ku’damm-Gedächtniskirche-Zoo wieder an, als wärs die deutsche Version des Times Square (und der Potsdamer-Platz nur das, was er ist: ein hässlicher Alptraum). Eindeutig hat hier Immobilienspekulationsgeld mal was positives erreicht. Natürlich hängt dieser Wiederaufstieg mit dem Nun-Nicht-Mehr-Ganz-So-Neu-Sein von Berlin-Mitte zusammen, aber nicht nur. Zwei glückliche Bauprojekte sind es, die dem Breitscheid-Platz seine frühere Grandezza zurückgeben: der neue, sehr hohe Walldorf-Astoria-Hotelturm und der sehr kleinteilige „Bikini“-Komplex aus Ladenpassage und früherem Bürohaus, in das jetzt gerade das von Werner Aisslinger innen-gestaltete gleichnamige Hotel einzog. Zugegeben, das Bild oben ist ein bisschen hochgepusht. Wer diesen Blick will, muss auf einen Hocker steigen, damit das Sicherheitsglas aus dem Blickfeld verschwindet und er muss die trockengefrorenen Palmwedel zur Seite ziehen – dann aber liegt Westberlin pulsierend und pittoresk unter einem. Je nach Neigung und Phantasie das neue von heute oder das alte der 60er Jahre.
Entspannte Grüsse sendet Rolf