image

Entgleisung

von

image

GREETINGS FROM OSNABRÜCK

Die noch niedersächsische, aber geografisch eigentlich westfälische Stadt Osnabrück ist in die Geschichte, soweit ich weiss, nur dadurch ernsthaft eingegangen, dass hier (und in Münster) mit dem sogenannten „Westfälischen Frieden“ der 30jährige Krieg offiziell beendet wurde. Lang ist’s her. Seit 1648 ist kaum noch die Rede von diesem beschaulichen Provinzstädtchen. Eigentlich gemein. Denn immerhin hat es einen Bahnhof zu bieten, der in gewissem Sinne als Vorbild für den Hauptbahnhof unserer stolzen Hauptstadt gelten darf. Hier verlaufen schon seit Jahrzehnten die Linien in Nord-Süd-Richtung ein Stockwerk über denen in Ost-West-Richtung. In Berlin hat es dagegen nur der S-Bahn- und Regionalverkehr in die obere Etage geschafft. Dafür stammt der Hauptstadtbahnhof von einem sogenannten Stararchitekten, und der Osnabrücker kann nicht mit so lustigen Warnschildern aufwarten, dass man bitte Gepächwagen und Rollkoffer festhalten möge, weil der Bahnsteig leider etwas abschüssig geraten sei. Schwamm drüber.

Auch ansonsten haben beide Städte relativ wenig gemeinsam. Und – jetzt muss mal eine Lanze für die Hauptstadt gebrochen werden – ganz sicher haben sie dort die besseren Werber. Jedenfalls kann ich mir, trotz des dortigen Hang zu Pleiten, Pech und Pannen nicht vorstellen, dass ihnen ein ähnlich behämmerter Werbespruch für ein bald zu eröffnendes Bahnhofsgeschäft eingefallen wäre wie er an dem zugeklebten Schaufenster des selbsternannten „Einkaufsbahnhofs“ zu lesen ist: „Ein modernes Geschäft ist genau ihre Schiene?“ Eher nicht. Wie verzweifelt müssen Menschen sein, die sich solch einen Schwachsinn ausdenken. Oder noch schlimmer, diejenigen, die das an ihr Fenster kleben. Die das vielleicht sogar für eine „bahn“brechende Idee halten. Oder hoffen, das sei irgendwie ver“lok“end. Wahrscheinlich standen sie zu lange im „Zug“. In jeder Hinsicht eine Entgleisung!

 

 

Kommentar verfassen