HAMBURGER SOMMER
Es gäbe durchaus einiges, über das man sich mokieren könnte in der angeblich „schönsten Stadt der Welt“ (penetrante Eigenwerbung). Zum Beispiel über die penetrante Eigenwerbung, die nur aus einer Mischung aus unhanseatischer Selbstüberschätzung und Ignoranz entstanden sein kann, letztere wiederum nur durch scheuklappenartiges Reiseverhalten bei gelegentlichen Überschreiten der Stadtgrenzen. Nicht vergessen werden soll auch in dieser Auflistung die bei Servicekräften in Bars und Restaurants chronisch höchstens mittelmäßige Bereitschaft für einladende und aufmerksame Gastgeberschaft.
Und natürlich das Wetter! Dazu gehören auch erstens die zahlreichen Sprüche, von wegen, es gäbe kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung (jetzt könnte ich ja auch mal schreiben „solche Sachen“). Und die hanseatische Betroffenheit, wenn das Thermometer die 20-Grad-Marke übersteigt und dazu noch Sonnenschein angedroht ist. Dann macht sich der Hansestädter plötzlich Sorgen um die Landwirtschaft. Wenn alles absäuft eher nicht.
Aber jetzt hat es sie mal erwischt. Ich weiß nicht seit wie vielen Jahrhunderten das erste Mal, aber diesen Sommer können ihn sogar Zugereiste als einen solchen bezeichnen. Ich weiß gar nicht, was die Einheimischen machen, Gerüchte sagen, viele hätten das Glück gehabt, im Juli/August eine Südreise nach Südtirol, Kroatien, Malle, na klar, gebucht zu haben, wo es heimelig geregnet hat und schicke graue Wolken am Himmel zu sehen waren. In Hamburg jedenfalls saß man fröhlich schwitzend an der Alster, die Füße im Wasser, staunte nach der tollen WM über vorbei paddelnde „Schland-Enten“ mit schwarz-rot-gelbem Siegerschnabel.
Gestern, als ich trotz Gewitter- und Regenandrohung (viele hier würden wohl sagen Verheissung) einen wunderbaren Tag auf der Liegewiese verbracht habe, fiel mir auf, dass ich das erste Mal in Hamburg eine Wiese gesehen habe, wie sie im Sommer auszusehen hat: eher gelb als grün. Da sitzen sogar Ernie und Bert in ihrem Schlauchboot auf dem Trockenen (gesehen im Garten der „Hollywood Canteen“, Eimsbüttel mit gutem Service und prima Burger).
Es lebe der Klimawandel! Und falls es einen Wettergott gibt: Weiter so!
Sommerlich beschwingte Grüße
Jan
[…] mich an diese Klima-Katastrophe gewöhnt. Und habe mich ja sogar in diesem Umfeld schon zu einer kleinen Jubelarie hinreissen lassen, als ich im letzten Sommer tatsächlich einmal verdorrte, also gelbe Wiesen in […]