GREETINGS AUS DER LANGEWEILE Zwei und eine viertel Stunde – was kann man darin und damit nicht alles machen. Fußballweltmeister kann man werden oder im Vapiano nacheinander die Pizza-, die-Salat- und die Getränketheke besuchen oder von Hamburg bis ins Brauhaus nach Bleckede radeln. Man kann also viel Spaß haben. Genau das Gegenteil war mein Abend gestern. Mein Fehler: mir die Apple-Neuigkeiten im Lifestream anzusehen.
Neuigkeiten, werden Klügere als ich jetzt fragen – welche Neuigkeiten? Man soll in Zukunft auf dem iPhone zwei Fenster nebeneinander öffnen können und Musik nicht nur kaufen, sondern wie bei Spotify auch streamen können – insgesamt ein news-Wert von, sagen wir, aufgerundet fünf Minuten. Stattdessen durfte ich mir aufgekratzte kalifornische Millionäre unter offensichtlich verschieden wirkenden Doping-Einflüssen in endlosen Steve-Jobs-Imitatiosvarianten ansehen. Irgendwas läuft da ziemlich schief. Jobs‘ Genie bestand ja gerade darin, aus einer unendlichen Fülle technischer Möglichkeiten simple, klare, faszinierende Dinge herauszufiltern. Seine Nachfolger machen das Gegenteil – und sie scheinen es nicht mal zu merken. Wenn ich mir vorstelle, daß bald 12.000 Apple- Leute in einem gläsernen Riesenbagel unter einem Dach arbeiten, während sich ihre Chefs schulterklopfend zur Apple-music-Karaoke-Party verabreden, um ihre nächste Präsentation vorzubereiten – Kafka oder T.C .Boyle hätte es sich nicht absurder ausmalen können…
Grüsse aus 10.10.3 sendet ROLF
One more thing gab’s doch noch: es scheinen jetzt auch Frauen bei Apple zu arbeiten. Zu beneiden sind sie wohl nicht.