Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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greetings von Herrn Litfaß

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MOMENTAUFNAHME

Es gibt nichts älteres als die Zeitung von gestern. Das weiß der mediale Volksmund (und Dir, lieber Mit-Blogger, versuche ich das ja auch immer weiszumachen). Aber das stimmt ja gar nicht. Noch älter ist meist das, was in der ehemals leidlich erfrischenden Hamburger Mopo steht, die heutzutage eher so etwas ist wie die gefühlt mit zwei- bis dreitägiger Verspätung gedruckte Ausgabe von Spiegel online. Und ein Medium, das die Generation nach uns, also die unter 35jährigen 😉 gar nicht mehr kennt, wenigstens höchstwahrscheinlich nicht mehr wahrnimmt. 1854 hatte der Drucker Ernst Litfaß eine tolle Idee und vom Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig von Hinkeldey (danke Wiki) die Genehmigung erhalten, Säulen in der Stadt zu errichten, an denen Werbeplakate angebracht werden konnten. Unter der Auflage, dass hier auch amtliche Bekanntmachungen und neueste Nachrichten veröffentlicht werden.

Neueste Nachrichten, hmmm… Die eine Litfaßsäule, die ich beim morgendlichen Jogggen an der Ostecke des UKE, des Universitäts Krankenhaus Eppendorf, passiere, schafft es, noch unaktueller als die Mopo zu sein. Neuste Nachrichten gibt’s hier sowieso nicht, Nachrichten schon lange nicht mehr, aber selbst die Annoncen für Konzerte, Hochzeitsmessen und Veranstaltungen, die hier im Kreis geklebt sind, sind bestenfalls für Hobby-Historiker von Wert. Heute am 8. März war das am kürzesten verfallene Datum auf den sichtbaren Plakaten irgendwann im frühen Februar. Die meisten aber im Januar, letzten Dezember und vorher. Wahrscheinlich kommen keine Buchungen mehr rein. Und so bleibt der alte Kram kleben. Dass die Säulen nicht abgeschafft werden, hat sicher damit zu tun, dass es sich bei ihnen um eine besonders massive Hardware handelt – gewissermaßen der Bunker-Bonus, der ihr Bleiben garantiert.

Der Fachverband Aussenwerbung e.V. bestreitet den Niedergang dieses Mediums und sagt, die Litfaßsäulen erfreuten sich auch 160 Jahre nach ihrer Genehmigung größter Beliebtheit. Wer’s glaubt. Angeblich gibt es noch 51.000 davon. Zwei auf meiner Joggingstrecke in der selben Straße. Die zweite geht mehr mit der Zeit. Sie ist vorwiegend weiß, also plakatfrei, die restliche Fläche weist auf Bucherscheinungen hin – sicherheitshalber ohne Datum.

Aktuell grüßt Jan

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