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Hurra, ich kann wieder ans Meer fahren!

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GREETINGS FROM SANKT PETER-ORDING Jahrelang habe ich Schleswig Holsteins Nordseeküste gemieden, obwohl sie, wie man so sagt: vor der Hamburger Haustür liegt. Sylt war mir zu borniert (ehrlich gesagt: auch zu teuer), die anderen Küstenorte zu waschbetoniert und bieder, irgendwie fühlte ich mich von Architektur und Gastronomie her immer wie in einer quadratkilometer-grossen Rehabilitationsklinik; nichts, was einem übers Wochenende frischen Wind oder schöne Bilder in Kopf und Seele brachte. Ein einziges Hotel hat dieses „Nie wieder“ jetzt umgedreht, und das liegt in Sankt Peter-Ording, hat 2013 aufgemacht und nennt sich „Beach-Motel“. Das sympathische ist, daß es mit seinen graugestrichenen Querverschalungen nicht nur optisch wie ein Import aus Long Island aussieht (okay, sagen wir: wie das Calvin-Klein-Klischee davon), das spannendere ist die Wirkung in die Landschaft hinein. Mit der Hotelstimmung im Rücken internationalisiert und ent-schleswig-holsteint sich auch die Deich-, Dünen- und Strandlandschaft. Man fühlt sich im Heute und nicht mehr wie in einem seit den 60er Jahren vergilbten Merian-Heft „Nordfriesland“. Wenn man so will, ist das „Beach-Motel“ die Nordsee-Version von Moormanns „Berge“, nur etwas jünger, modischer, weniger intellektuell. Manches geriet etwas zu modisch und manches Product-Placement kann nerven; so stehen auf den Holzterrassen schonmal gesponsorte halbe „Mini“-Autos im Weg und auf den Zimmern findet man kein Telefon, sondern ein „Samsung“-Tablett, mit dem man die Reception ansurfen kann. Dafür stehen im Restaurant aber dann die Füsse sogar in aufgeschüttetem echten Strand-Sand; macht gute Laune – artgerecht leider auch unserem Hund. Wir dürfen trotzdem wiederkommen. Wichtiger aber noch: wir wollen es auch.

Wochenendgrüsse sendet Rolf

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