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Perle des Journalismus

von

greetings from Streiflicht

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Liebe Leser, lieber Rolf!

Heute mache ich es mir mal einfach: Wenn mir schon selbst nichts Schriftliches zum Amüsement unserer Leser einfällt, berichte ich wenigstens von etwas, das mir aufgefallen ist. Nämlich gestern, am Freitag in der Süddeutschen Zeitung (SZ). Generell immer noch ein Hort des guten, informativen und unterhaltsamen Journalismus, pflegen die Kollegen eine Besonderheit, die in ihren besten Tagen Sternstunden der Schreibkunst hervorgebracht hat und immer noch bringt: „Das Streiflicht“. Es ist weder ein Geheimnis noch eine Schande zuzugeben, das die dort auf eigentümliche Weise zelebrierte Form der Glosse auch die Texte in diesem Blog zart inspiriert hat. Aber die hohe Kunst, mit irgendetwas anzufangen und in einer Pointe zu enden, die von diesem Anfang nahezu unvorhersehbar ist, ist in seinen besten Tagen unerreichbar. Dass ich jetzt von diesem Freitags-Streiflicht berichten kann und nicht mein stets bestinformierte Mit-Blogger Rolf, liegt an seiner/ Deiner Eigenheit, Tageszeitungen (!) mit einer gehörigen Verzögerung zu konsumieren. Deshalb kennst Du dieses bestimmt auch noch nicht, mein lieber Rolf, das mit Picassos gemeinem Kommentar zu einem abstrakten Bild seines Konkurrenten George Braque beginnt, er sehe darin ein Kaninchen und dieser (also Braque) das Bild verzweifelt übermalte, aber dann selbst immer ein Kaninchen sah, das natürlich überhaupt nicht zu sehen war. Es geht um Wahrnehmung. Anlass des Streiflichts war aber eine Massnahme des New York Police Departments, die Wahrnehmung ihrer Polizisten schulen zu lassen und zwar von Kunsthistorikern im Museum. Dort wurden sie angehalten, ihre Beobachtungen weniger faktisch, sondern vorsichtig zu formulieren, was den (geheimen) Schreiber des Streiflichts dazu verleitete, einen absurden Funk zwischen Streifenwagen zu Zentrale zu konstruieren. “ Zentrale: Überfall in der Bronx. Streifenwagen an Zentrale: Bin in einem Fahrzeug unterwegs, scheint ein Dienstwagen zu sein. Könnte sich bei meiner Person um eine mögliche Verstärkung handeln.“ Allerdings könnte eine derart zurückhaltende Interpretation in anderen Fällen widerum angeraten sein, wie das Streiflicht pointiert feststellt (als Faksimile unten zu sehen): Vor El Grecos Kunstwerk „Christus treibt die Händler aus dem Tempel“ kam ein Officer zu dem Schluss, er würde den Typen in Pink festnehmen. Er sei offenkundig emotional verwirrt und habe den ganzen Ärger verurscht. Der Typ in Pink war Jesus.“

Voller Hochachtung und selbste sehr erheitert grüsst Jan

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