Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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China

Brüsseler Spitze

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GREETINGS FROM BRÜSSEL Dass die Belgier ein bisschen merkwürdig sind, wusste nicht nur schon der dicke Obelix („Die spinnen, die Belgier“), es gilt international wohl als einigermaßen gesichterte Erkenntnis. Ich meine jetzt nicht ihre Vorliebe für kulinarische Kuriositäten wie Bier mit Kirschgeschmack oder ihr Nationalgericht „Moules Frites“, Miesmuscheln mit Pommes; hinsichtlich Speis und Trank gehört das kleine Land zwischen Holland und Frankreich darüber hinaus ganz sicher zu den verlockendsten Zielen des Kontinents. Das Thema heute ist: Autofahren in Belgien. Belgien hat als letztes europäisches Land eine Fahrprüfung eingeführt. Manche sagen, so fahren sie auch. Aber das war 1956 und ich bezweifele, dass sich das noch auf ihre Fahrkünste auswirkt. Trotzdem scheinen ihnen die Verantwortlichen nicht ganz über den Weg zu trauen und deshalb hat die Regierung, als es mal ausnahmsweise eine gab, durchgehend beleuchtete Autobahnen beschlossen. Der Taxifahrer, der mich aus der Brüsseler City zum Flughafen bringen sollte, bestätigte jedenfalls im Wesentlichen das despektierliche Klischee. Er…

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greetings from China

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OH WEI WEI Es ist ziemlich einfach, sich im greetingsfrom-internen Miesepeter-Ranking nach oben zu arbeiten. Relativ sichere Bank: der Besuch einer Ausstellung, in die die Massen strömen. Aktuelles Beispiel: in den ehrwürdigen Martin Gropius Bau zu Berlin. Der zeigt die weltweit größte Ausstellung des aktuellen Werkes vom chinesischen Künstler Ai Wei Wei. „Evidence“ heißt die, zu deutsch Beweis. Und das trifft zu. Sie beweist eindrucksvoll, dass es keine so gute Idee ist, Kunst vorrangig in den Dienst der Politik zu stellen. Das war schon offensichtlich bei den gemalten Machenschaften des sozialistischen Realismus, und Ai Wei Wei bestätigt das erneut eindrucksvoll. Seine Themen – in der Hauptsache: ich. Also er. Er im Gefängnis, seine Zelle (ziemlich geräumig), seine Handschellen (hier: aus Jade), seine Überwachungskamera (aus Marmor), Schuldscheine für die Spender für seine Steuerschuld. Alles ist Kunst. Sogar seine Nichtanwesenheit bei der Eröffnung wegen Hausarrest – Kunst. In seinen Worten „spiegelt es eine menschliche…

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