GREETINGS FROM TRAUMHOTEL Kann das wahr sein? Eigentlich nicht. Ein Hotel kann ja nicht gleichzeitig für Businessleute und Wanderer funktionieren, in einer Powerregion liegen und Hideaway sein mit Blick in die romantische Ferne. Und doch habe ich genau so etwas jetzt eher zufällig entdeckt – und ärgere mich im Nachhinein über jahrelange mittelmäßige und langweilige Stops zwischen Stuttgart, Tübingen und Reutlingen.
Das „Achalm“ geht jetzt ins dritte Jahr und ist ein kleines Wunder. Sollten die Grünen bundesweit Schwarz-Grün anstreben, sollten sie hier ihre Koalitionsgespräche führen: so ungefähr muss die Versöhnung von Kommerz und Ressourcenrespekt aussehen. Obwohl 100 Zimmer gross, ist es ohne TomTom&Co kaum zu finden und wer die Postanschrift ins Navi eingibt, ist verloren; kein Hotelhinweis markiert am Ortsausgang von Reutlingen die kleine unscheinbare Strasse, von der es plötzlich steil nach oben geht. Und wenn man denkt, hier kann und darf garantiert keiner mehr fahren, führt nochmal ein Privatweg um eine Bergkuppe. Dann die Überraschung: Ein mit 11 Kilometern Lamellen aus Schwarzwälder Tanne verkleideter und geschickt gegliederter Vier- bis Sechsstöcker, der kleiner wirkt, als er ist (Entwurf: Ralph Flum mit Hartmaier + Partner). Optisches Grundthema: längs aufgeschnittene Stämme, wie im Sägewerk zum Trocknen gestapelt. Dazu ein bisschen Arche Noah-Look mit einer kleinen Idee Matteo Thun. Und die Frage: so schön kann die Moderne bauen? Warum tut sie’s bloss nicht öfter? Muß man mal drüber nachdenken, wenn Zeit ist. Jetzt nicht, jetzt wird erstmal im Infinitypool geschwommen für das gute Gewissen, denn danach warten Maultaschen auf Alibisalat. Der perfekte Tagesschluss. Ziemlich zufrieden grüsst ROLF