GREETINGS FROM ANDEREN STERN Die Zeiten ändern sich, ich weiß. Deshalb wundere ich mich auch nur still über Menschen, die ihr Mobiltelefon senkrecht vom Mund weghalten, um zu sprechen und den Beitrag des Gesprächspartners auch für alle hörbar über die Freisprecheinrichtung erlauschen. Angst vor Hirntumor, sagt eine Kollegin. Wenn der bei denen man nicht schon seit Unwesen treibt. Andere laufen seit neuestem noch gebannter mit Blick auf das Display durch die Gegend als bisher schon, weil sie virtuelle Monster fangen wollen. „Pokémon Go“ bringt die Kids wenigstens an die frische Luft. So sind die Straßen heutzutage gefüllt von merkwürdigen Passanten, zu denen sich noch eine weitere Gruppe gesellt, die meiner Wahrnehmung nach immer häufiger anzutreffen ist. Es sind Pärchen, bei denen der Mann die merkwürdige Rolle des Handtaschenträgers übernommen hat. Nicht seiner eigenen, das ist zum Glück ja nach kurzem Aufflackern in den 70ern schnell wieder verschwunden. Sondern die seiner Partnerin. Das! geht! gar! nicht! Entweder entschließt sich die Gnädige, weniger nutzlose Utensilien mitzuschleppen oder sie schleppt selber. Allein schon, weil die Handtasche doch eines der unentbehrlichen Accessoire für das weibliche Outfit ist, oder? Was hat er dann damit zu schaffen. Ein Liebesbeweis ist es auch nicht. Es ist unpassend und entwürdigend. Auf die Spitze trieb dieses demütigende Schauspiel neulich ein junger Mann in Eppendorf (wo sonst, ist man geneigt zu fragen), der mit Frau, deren Freundin oder Schwester und deren oder seiner Mutter durch den Park spazierte. Die Mutter trug eine Handtasche. Er die der beiden (!) anderen. Erst nach einigen Schrecksekunden konnte ich den Fall, dann nur noch von hinten, dokumentieren.
Fassungslos grüßt JAN