Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Forms - page 10

Bildungsburger

von
GF_Bauhausburger

GREETINGS VOM GRILL Ach, wie erfrischend. Ganze Juristengenerationen der 30er und der 50er Jahre prozessierten gegeneinander, wer und was sich Bauhaus-Design nennen darf (es lohnte sich, vor allem wegen der Stahlrohrmöbel-Lizenzen). Und jetzt steht hier in der Dessauer Bauhaus-Cafeteria ganz lässig auf der Menütafel:  „Bauhausburger 5.20“. Nichts sonst. Ein schönes Rätsel, mit dem man eine Designklasse eine Woche beschäftigen könnte. Und das mir jetzt die Wartezeit überbrückt: Kommt was einen so großen Namen trägt in Rot-Gelb-Blau? Als Dreieck-Quadrat-Kreis-Turm ? Oder in der frühen Johannes-Ippen-Linie strikt  vegetarisch? Nichts davon:   herübergeschoben wird  nach zehn Minuten eine kräftige Bulette mit Alibi-Rukola-Ranke im kugelhohen barbecuesoßensatten Roggenbrötchen. Sehr lecker, sehr theoriefern. Allenfalls vielleicht auch ein bisschen unpraktisch. Am Ende sieht mein Teller aus wie von Kadinsky getröpfelt. Kunst im Alltag! Passt doch. Lecker Grüsse sendet ROLF PS. Demnächst in unserer Ratgeber-Reihe: Der fieseste Burger der Welt.    

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Bauhaus für alle

von
GF_Bauhaussiedlung6

GREETINGS AUS DER MUSTERSIEDLUNG. Zwölf Uhr mittags, vielleicht auch halb eins, kein Mensch auf der Strasse. Nicht mal Japaner, die sonst hier mir ihren Architekturführern entlangtrotten, Stichwort „Bauhaussiedlung Dessau-Törten“. Gropius versuchte hier in den Zwanziger Jahren, erstmals Ideen aus der amerikanischen Ford-Fliessband-Produktion beim Hausbau einzusetzen: vor Ort gegossene Stahlbetonbalken und ein auf Schienen weiterlaufender Baukran schafften so 133 Häuser in 88 Tagen. Eine Hauseinheit  also rechnerisch in weniger als einem Tag. Das war Rekord – aber auch Grund für massive Baumängel. Den Ruf macht bis heute aber ohnehin eher die Gestaltung und die Philosophie aus: weissgeschlämmte Fassaden, Flachdächer,  Splitlevel, stahlgefasste Fensterbänder unter der Decke – man brauchte keine Gardinen, konnte aber im Sitzen nicht den Himmel sehen; zur billigen Hypothek spendierte die Stadt Dessau zusätzlich ein Schwein pro Hauseinheit  für den riesigen Selbstverorgungsgarten. Bestes sozialdemokratisches Allen-Soll-Es-Besser-Gehen und Mit-Uns-Zieht-Die-Neue-Zeit. Allzuviel Zeit aber war beidem nicht vergönnt. Die Nazis hassten die Flachdachmoderne, die DDR-Sozialisten das Individuelle. Und heute? Fasziniert die Anlage noch immer, trotz vieler scheusslicher Umbauten. Eine eigenartige…

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Das Geld kommt zurück

von
GF_Kudamm_Kranzler

  GREETINGS VOM KUDAMM Wo anfangen? An der Gedächtniskirche, die gerade mit zwei flankierenden Skycrapern als Deutschlands Time-Square neu inszeniert wird? Oder noch vorher, wie einige Geschäftsleute wollen und ihre nicht ganz so merkfähige Strasse „Tauentzien“ bis zurück zum KADEWE ebenfalls gerne „Kurfürstendamm“ nennen würden? Politisch abgelehnt. Noch. Obwohl es hinterm Hauptbahnhof doch schon einen Präzedenzfall gibt, in dem hunderte Immobilien, die im Bebauungsplan am öden „Spandauer Schifffahrtskanal“ projektiert wurden, sich jetzt mit „Spree“-Adresse vermarkten dürfen – allein durch die schlichte Umbenennung der Wasserrinne. Der Ku’damm also, immer schon war er Spekulationsadresse, Vorbild war der Pariser Champs d’Elysées und am Anfang stand ein ziemlich cleverer Deal, den Bismarck eingefädelt hatte: Ein Deutsche-Bank-Konsortium finanzierte den Ausbau des Boulevards und bekam dafür die Lizenz zur Gründung der Villenkolonie Grunewald. Der Kurfürstendamm kannte eigentlich nur Hochkonjunktur, bis passierte, womit wohl niemand mehr gerechnet hatte: Mauerfall, Wiedervereinigung – und plötzlich wollte alle Welt -und also auch alles Geld- nach Ost-Berlin, das sich wieder Mitte nennen durfte.…

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Der Arsch von Berlin – letzte Chance

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GREETINGS FROM KULTURFORUM Treuen Greetings From-Lesern muss man den Titel nicht mehr erklären. Fünfmal ist es schiefgegangen, der lieblosen Berliner Stadtbrache westlich des Potsdamer Platzes irgendetwas mitzugeben,  was nicht sofort einen Fluchtimpuls auslöst. Jetzt hat man noch genau einen Versuch frei – aber genau das ist auch das Problem. Was bloss hinbauen zwischen Mies’sche Solitär-Coolness und melodiöse  Dachschwünge von Scharoun, ohne deren Wirkung zu zerstören? Und doch die Ödnis, genannt „Kulturforum“, zu reparieren? Geht eigentlich gar nicht – und sieht man sich die gerade bekannt gewordenen 10 Preisträger der ersten Wettbewerbsrunde an, möchte man nur rufen: Nein, sofort aufhören! Alles was halbwegs phantasievoll war, blieb auf der Strecke, prämiert wurden nur Lückenschluss-Ideen. Die raffinierteste Strategie verfolgt das Hamburger GMP-Büro. Enttäuscht, daß Volkwin Margs Vorabvorschlag eines „Lustgarten der Moderne“ – mit Wasserspielen Bäumen und Skulpturen, Bild unten – nicht reüssierte, beteiligte sich das Hamburger Büro im Wettbewerb nur noch mit einer Art kleinen Messehalle aus der Schublade „China/abgelehnt“.  Die Global-Routiniers wußten, was viele der…

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Lauter Fehler

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GF_OffeneKüche2

GREETINGS AUS DER OFFENEN KÜCHE J’accuse! Oder heisst es Je regrette!? Ich bekenne mich jedenfalls schuldig; jahrelang habe ich ja mit Reportagen aus grossen offenen fliessenden Räumen  selbst mitgeholfen, ein Ideal zu fördern, das inzwischen gehörig an meinen Nerven zerrt – das der Offenen Küche. Das Auge isst mit, klar, aber das Ohr wohnt auch immer mit. Und zwar mehr, als mir früher klar war, ich bin kurz davor,  wie die stoisch-tapferen Zeugen Jehovas mich vor die grossen Küchenstudios zu stellen und Plakate in die Luft zu halten: Kehret um! Glaubt nicht den falschen neuen Propheten von gemeinschaftsfördernder Atmosphäre und heiterer Grosszügigkeit! Wie bei so vielen Irrtümern, im Allgemeinen wie bei mir, stand am Anfang Idealismus. Wer will etwas gegen Frauen-Sollen-Es-Besser-Haben und fliessende Raumparaden a la Corbusier haben? Oder gegen schöne Doppelseiten in Magazinen?  Als ich meine Frau kennenlernte, war schnell klar: Meine Kochtalente liessen mich immer nur Zweitbester sein,  meine familiären Stärken, so hat sich langfristig herausgestellt, liegen in…

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