IMG_2156

Ein bisschen Spass muss sein

von

IMG_2156

GREETINGS FROM ESBJERG

Grüss Dich, mein lieber Rolf! Zugegeben, ich habe mich bei Dir und unseren Mitlesern schon länger rar gemacht, war viel unterwegs und nicht so schreibfreudig. Gelobe Besserung. Erster Schritt ist eine kleine Anekdote aus meinem/unseren Beruf von einer meiner letzten Reisen. Dir werde ich ja nichts Neues erzählen, wenn ich erwähne, dass wir mit allerlei Überraschungen, Irritationen, Skurillitäten, aber auch gelegentlichen Glücksmomenten zu rechnen haben. Eine dichte Ansammlung solcher Gefühlswallungen erlebte ich letzte Woche auf und in (ja!) einer zugigen und trotz angeblichem Sommer frischen und vernieselten Düne nahe Esbjerg. Für nicht so geographisch Eingeweihte: im relativ südlichen Teil der dänischen Nordseeküste. Was ich gar nicht wusste: Bis hier hin hatte die Deutsche Wehrmacht ihren Atlantik-Wall ausgedehnt mit Befestigungsanlagen noch größer als die bekannten in der Normandie.  An einem dieser Bunker  hat das dänische Star-Architekturbüro BIG ein im weitesten Sinne Heimatkundemuseum errichtet, genauer: in die Düne eingegraben. Kopf des Büros ist der gerade mal 43jährige Bjarne Ingels, der immer für einen Spaß zu haben ist, viele seiner architektonischen Entwürfe zeugen davon. Hier hat er es sich nicht nehmen lassen, dem Bunker eine kleine Glaskuppel aufzustülpen, was ihn wie einen kleinen schmutzigen Bruder des Berliner Reichstag aussehen lässt.

IMG_2146

Die Preview für die wurde ein Spektakel der besonderen Art: Weil sich der dänische Kronprinz Frederik angekündigt hatte, mussten sich alle Medienvertreter bis spätestens um 8.15 im Museum einfinden und durften nicht vor 12 wieder raus. Die mitgeschleppten Taschen und Fotokoffer wurden von zwei niedlichen etwas nervösen Labradoren schnuppernd auf vedächtigen Inhalt gecheckt. Mein Snickers überlebte die Prüfung. Danach absolvierten alle Reporter in verschiedenen Gruppen einen Probelauf, wirklich Lauf, um an verschiedenen abgesperrten Bereichen des Museums später den Prinzen bei seinem Rundgang zu bestaunen. Nicht gezeigt wurde den Medien das Museum und dessen Architektur. Ich will aber jetzt nicht kleinlich sein.

IMG_2079    IMG_2130

Immerhin hatte ich danach das Vergnügen, von Bjarke Ingels persönlich herumgeführt zu werden, der mir allerhand interessante Details berichtete. Zum Beispiel, dass dieser Bunker nie in Betrieb war. Das massive Geschütz, das hier für die Abwehr der Invasion geplant war, sollte im September 1945 eingebaut werden. Schlechtes Timing. Andererseits: Hier landete ja sowieso niemand.

Ach ja: Bjarke Ingels blieb trotz des ernsten Themas seinem Ruf treu und trieb ein bisschen Schabernack beim Foto-Shooting. Im Bunker im gleißenden Licht des Suchscheinwerfers zeigte er sich auch als gekonnter Schattenspieler. Seine erklärte Lieblingsfigur: die Schnecke (siehe oben).

Beeindruckte Grüße sendet Jan

Kommentar verfassen