ALLES SPACKEN!
Harry Rowohlt ist tot. Das ist ja mal ein echter Verlust für die deutsche Kulturszene und Hamburg im Besonderen. Weil er Spaß am Absurden, Schrulligen und Spinnerten in unser ernstes Land gemogelt hat, meist aus dem Englischen. Weil er unnachahmlich vormachte, dass und wie man sich an Wörtern vergnügen und mit ihnen spielen kann. Wegen seins Einsatzes als Wörter-Retter. Und wegen seines Watte-Bartes. Und einfach so, als erfrischend Unangepasster – der, unter anderem, – und das als Hamburger! –soviel für die Emanzipation der Schnapsflasche in der gehobenen Öffentlichkeit getan hat, wie vor ihm allenfalls Horst Janssen.
Nun wird man durch sowas ja nur in Nischen bekannt; berühmt wird nur, wer auf der Mattscheibe erscheint. Und das tat er ja auch: als Obdachloser in der Lindenstraße. Zu seinem Tod erzählten sie mitten zwischen den Staats-Nachrichten in der Tagesschau, dass man Harry Rowohlt (der im TV wie im Leben denselben Bart trug), wenn er über den Isemarkt ging, immer wieder Geld zusteckte.
Ist diese Geschichte, Eulenspiegel lässt grüßen, nicht ein wunderbarer Spiegel für die kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten der Hamburger – na sagen wir lieber: der Isemarkt-Besucher? Soweit sich diese nämlich dem Bildungsbürgertum zurechnen, hätten sie ihn doch wohl als Kultur-Figur erkennen müssen. Und die, die eher zum Fernsehbürgertum zu rechnen sind, sollten doch mitbekommen haben, dass Serien-Figuren von Schauspielern gespielt werden. Und denen steckt man nichts zu.
Oder hält man in der Isestraße alles für Reality-Show? Spacken! (Eins seiner Lieblingswörter)
In diesem Sinne
Heiner