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greetings from the pro-naun-si-ey-schen

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ENGLISH MYSTERIOUS

Schön Jan, dass Du als berufsmäßiger London-Lover mir neulich bei meiner Litanei über die Unlogik der englischen Aussprache ermunternd Dein Ohr geschenkt hast. Es gibt noch Verständnis! Für english pronunciation gibt’s die für mich allerdings nicht. Denn da heißt Lisa Liessa und Liza Leisa. Hä? Ich will’s ja so gern begreifen… warte: der auf den Vokal folgende Buchstabe bestimmt die Aussprache! Fällt mir gleich noch ’n Beispiel ein: wind = wind und wild = weild. Treffer. Hab ich’s jetzt? Nö, da legt mein Sprachzentrum umgehend Widerspruch ein: mit dull, also dall – und pull, wirklich pull. Und put (u) aber but (a) und cut (a).,,, also, vom Folgezeichen kann der Lautwechsel nicht kommen… Dann wohl doch von vorn! Du, zum Beispiel, arbeitest ja im Bereich print (i) und nimmst gern mal ’n pint (ei) – hier muss es das r sein! Ja, ja – vielleicht hab ich’s jetzt. Hast Du schon mal eine four hours tour gemacht? Nie gehört? Aber sprachlich voller Wunder: foer (h)auers tuhr. Jedesmal anderer Anfangsbuchstabe, jedes Mal anderer ou-Laut. Bei einem s vorn = sour (ssauer) ist’s wieder wie beim h, beim y = your (juhr) wie beim t, beim p = pour (poer) wie beim f. Ist da was logisch? Und kann es nicht auch noch der vorvorhergehende Buchstabe sein? Sicher: now (au) we’ll get snow (ou).

Das weiß doch alles jeder, werden jetzt die Glücklichen sagen, denen alles Englische fluently und faultlessly über dier Lippen kommt, alle Einwände herunterspielen und unterstellen, dass mein Hadern nur ein hilfloser Rechtfertigungsversuch für die eigenen Schwächen sei. Naja. Immerhin bin ich, nach einigen Reisen ins UK-Reich und Feldvorschungen vor Ort der finalen Erklärungstheorie auf der Spur: Der Engländer in seinem tiefem Bedürfnis nach splendid isolation hat zum (historisch freilich gründlich schief gegangenen) Schutz seiner Sprache bei der Umsetzung der Laute in Schrift Fallgrübchen und Stolpersteinchen eingestreut. Englisch sollte man also nur sprechend lernen, phonetisch, akustisch – that’s it!

Doch ich seh’ da, sorry, schon ein neues Problem: Wenn man weiß, wie man ein englisches Wort ausspricht, weiß man ja wieder nicht, wie man’s schreibt…

Übrigens: Die oben genannten Beispiele sind kläglich ad hoc gefundene. Es gibt – ich bin da sicher – sehr viel sprechendere! Sammelt doch mal und schickt sie uns. Das kann ein sehr schönes kleines Smalltalk-Spielchen sein

wünscht Heiner

1 Comment

  1. Lieber Heiner Scharfenorth,
    ja, ich kann den Frust mit dem Englischen gut nachvollziehen. Als ich Mitte der 1980er Jahre mit meinem Schulenglisch nach London kam (um dort in der Folge fünf Jahre zu leben und zu arbeiten) stürzte ich mit in diverse Kurse um möglichst schnell „fluent“ zu werden. Das sollte sich als frustrierendes Unterfangen herausstellen. Denn „unlike“ dem Deutschen, das man mehr oder minder beherrscht sobald man die Grammatik sowie ein gewisses Vokabular gelernt hat, kann man im Englischen davon ausgehen, dass es so gut wie zu jeder englischen Regel eine Ausnahme gibt. Dazu kommt, dass das Englische eine unerhört „lebendige“ Sprache ist; d.h., dauernd entstehen neue Wörter, die aber z.T. ebenso schnell wieder aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Unterm Strich ist Deutsch einfacher als Englisch.
    Schöne Grüße
    Andreas

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