GREETINGS IN KOPIE Keksalarm! Manche Themen verfolgen einen, ob man will oder nicht. Nun hats auch noch mein Lieblingsgebäck erwischt. Den Bahlsen-Leibniz-Klassiker im Schokobett (links) gibts jetzt täuschend ähnlich auch in einer Raubkopie von Rewe („Beste Wahl“, rechts), sogar inclusive der Zacken, die ich bisher für ein super-patentgeschütztes Warenzeichen hielt. Aus kreativer Sicht: ziemlich bitter solch‘ Ideenklau – auch wenn es im geliebten Interieurdesign fast schon Standard geworden ist, wo sich Nachahmungen inzwischen ja nicht mal mehr als „Tribut“ oder „Hommage“ tarnen. Respekt vor einer Original-Idee war gestern; die Grenzen mögen zwar immer schon (z.B. bei Eames > Eiermann) fliessend gewesen sein, aber seit wann sind sie so völlig verschwunden?
Aus den Nuller-Jahren erinnere ich noch ziemlich heftige Diskussionen, als wir bei „Schöner Wohnen“ nach neuen Klassikern suchten; innerhalb der Jury wurde z.B. lange darüber gestritten, ob Marc Sadler für seine „Twiggy“-Leuchte allzusehr beim 40 Jahre älteren Castiglioni-Entwurf „Arco“ geklaut hatte. Das hatte er offensichtlich, aber weil er den grossen Bogen nicht steif anlegte, sondern in Kunststoff schwingen liess, sahen wir in seiner Version auch noch eine neue, eigene Idee und in seiner Erklärung, er sei von einer Angelrute angeregt worden, eine gerade noch erlaubte charmante Frechheit. Sein wippender Lichtbogen war lange Liebling von Stilisten und Fotografen, weil er wie das Castiglioni-Vorbild sehr fotogen leere Räume füllte – genau auf diesen Effekt hatte Sadler natürlich clever spekuliert.
Hat es sich für ihn gelohnt? Na ja; ein paar Jahre später bekam er selber zu spüren, wie es sich anfühlt, nachgeahmt zu werden. Seine Kunststoff-Stele „Tress“ inspirierte einen anderen Designer zu einer doch ziemlich ähnlichen Leuchte für ein Konkurrenzlabel; ausgleichende Gerechtigkeit – Sadler ist jetzt, wie immer mehr seiner Designerkollegen in Sachen Ideenklau, beides: Täter wie Opfer.
Krümelige Keks-Grüsse sendet ROLF