TRY HARDER
Lieber Tim, sehr geehrter Herr Mälzer,
ich war mit meinem Besuch aus Berlin in Ihrem nicht mehr ganz taufrischen Laden in der Schanze, der „Bullerei„. Zu dem Namen sag ich jetzt mal nichts mehr, gewöhnt man sich dran. Auch enthalte ich mich einem Kommentar zu den wohl als „witzig“ anzusehenden Kronleuchtern aus Beilen und Stacheldraht – Sie sind ja kein Interieurdesigner. Aber Sie sind ja ein, wie sag ichs, Im-TV-Speisen- Zubereiter, also im weitesten Sinne der Berufsgruppe der Köche zuzurechnen. Also sei ein Wort zum Essen gestattet. Meine Wahl fiel auf ihren „Big Burger“ mit Käse und Speck und Rauch- oder Räucherkartoffeln, weiss ich nicht mehr genau. Vor allem erinnere ich mich bezüglich dieser Beilage an Dreierlei: Es waren genau drei – Kartöffelchen. Sie waren wohl rauchig, vor allem aber auffallend ungesalzen, dafür haben sie allerdings ihren Aufenthalt im heissen Ofen seit gefühlt vorvorgestern überlebt. Knapp. Sie waren weich wie Püree in Pelle. Der Burger dazu, nicht direkt gross, was den Durchmesser angeht, aber so hoch, dass er quasi unessbar, ich will jetzt nicht sagen ungeniessbar war. Die untere Brötchenhälfte war nach wenigen Sekunden durchgesuppt und so weich, dass sich im Mund wie eine tote Maus anfühlte. Für medium wie angekündigt, war die Hackfleischfüllung ziemlich well done (also nicht so well done) und wohl geraume Zeit in der Durchreiche vergessen worden. Lauwarm – mit beiden Augen zugedrückt. Alles halb so schlimm. Ich hatte wirklich Hunger. Und wie sagt der Volksmund? Hunger ist der beste Koch. Jedenfalls besser als der Mälzer.
Ach so: Meine Begleitung bestand darauf, dass ich erwähne, ihre Wahl, die Kalbstafelspitzscheiben seien lecker gewesen. Also bitte. Mit der will ich mir’s ja nicht auch noch verderben.
Weiter üben!
Jan