GREETING VOM UROLOGEN Um nichts hat sich Philippe Starck so verdient gemacht wie ums Bad; denn es war er, der das vor ihm Unmögliche schaffte: eine Firmen- und Gewerkübergreifende Badkollektion in einer zuvor nur nebeneinanderher-arbeitenden und selbstverständlich nie zusammenpassenden Keramik-, Armaturen- und Möbel-Anbieterszene. Ist aber, sehe ich gerade, auch schon wieder 20 Jahre her; „Starck 1“, wie die Kollektion heute heisst, kam 1994 auf den Markt und inzwischen ist man, wie bei Star Wars oder Harry Potter, längst schon bei der gefühlt 8. oder 9. neuen Variante. In Wahrheit sinds, glaube ich, fünf.
Zu den Rätseln und Unübersichtlichkeiten des modernen Badlebens gehört, daß die Starck-Kollektion für die drei Initiatoren-Firmen ganz unterschiedliche Folgen hatte. Dem Hersteller der zur Ikone gewordenen freistehenden Reling-Badewanne (Hoesch) hat das Starck-Bad sehr viel weniger Glück gebracht als den anderen beiden. Oder waren sie nur cleverer? Denn Hansgrohe, anfangs nur mit Armaturen dabei, also dem kleinstmöglichen Badprodukt, hat wie sein Schwarzwälder Talnachbar Duravit mit Starck so gut wie seine ganze Firmen-DNA neu erfunden. Bei den Starck-Armaturen z.B. die traditionellen archaischen Formen erst zu abstrahieren, um sie dann wieder ins organische zu verändern, das ist schon grosse Design- (und Marketing-) Schule.
Jetzt aber haben sie’s übertrieben beim Was-können-wir-noch-Neues-machen-Brainstorming, sie haben den menschlichen (oder soll man hier besser mal sagen: den männlichen) Faktor unterschätzt. Wie jedenfalls die neueste vollgläserne Starck-Armatur einen Wasserstrudel inszeniert und ihn dann herauslaufen lässt, das war mit Sicherheit harte und langwierige Kreativ- und Ingenieursarbeit und ist, wertfrei gesehen, bestes Design. Aber es nutzt nichts. Mich erinnert es doch zu sehr an die Schautafeln beim Urologen. So jedenfalls möchte ich mir mein Zahnputzglas nicht vollstrullern lassen. Morgens nicht. Und abends auch nicht.
Verstört grüsst ROLF