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Kennen Sie Ed?

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GREETINGS FROM STARBUCKS Ja, jetzt sehe ich Dich zusammenzucken, mein lieber Rolf. Ausgerechnet ich schicke Grüsse von diesem unterklassigen Kaffeepanscher, der weltweit vielleicht gerade mal mittelmässige Erzeugnisse zu absurd überteuerten Preisen veräussert und seine immensen Gewinne selbstverständlich weitgehend unversteuert einstreicht, was irgendwie gar nicht zu dem Namen passt, oder irgendwie doch, denn der ist ja nicht ganz legal erworben, genauer gesagt geklaut. Aus Moby Dick. Passenderweise war Starbuck der Name eines Crew-Mitliedes auf dem Walfängerschiff von Captain Ahab. Und Starbuck war, so schliesst sich der Kreis fast – der Steuermann.

Aber darauf wollte ich jetzt eigentlich gar nicht hinaus. Neulich in der gewohnt laut klappernden und rumpelnden Londoner U-Bahn, präzise in der roten Central line, eastbound, sitze ich einem Pärchen gegenüber, das sich angeregt mit einem ihrer Smartphones beschäftigt, was in heutiger Zeit ja schon fast der Gipfel der Old-school-Kommunikation ist. Also sie sprachen richtig miteinander, während sie das Display betrachteten. Die beiden kannte ich natürlich nicht, aber ich wusste, wie sie heissen. Sie hatte den mir bis dahin nicht geläufigen Namen Meusse, er hiess klassisch Ed. Woher ich das weiss? Na ja, beide gehörten zu der Coffee-to-go-Generation und hatten ihre Togo-Becher in der Hand. Sie waren kurz vorher in einer Filiale der globaliserten Kaffeebrüher. Und die sind offensichtlich nicht ernsthaft in der Lage, dem Ansturm an Geschmacksverirrten anständig Herr zu werden, wie das jede noch so überfüllte italienische Bar lässigst schafft, und bekritzeln deshalb die Becher mit den Vornamen der Kunden, die sie dann nach geraumer Zeit quer durch den Raum brüllen, gemeinsam mit der von selbigem bestellten abenteuerlichen Kaffee-Kreation.

So weit, das gebe ich zu, kann ich das nicht so besonders gutheissen. Andererseits hat es ja auch vielleicht eine kommunikative Komponente. Wäre einer der Beiden allein in der U-Bahn gewesen, hätte ich vielleicht ein Gespräch starten können mit: „Hi Ed, was geht?“ Es ginge natürlich auch gehaltvoller. In jedem Fall aber geschmeidiger als: „Hej Sie da, was geht?“ Oder?

Und mit dieser Starbucks-Hilfe könnte man im wahren Leben auch meinen Lieblings-Anmachspruch anwenden, den sich das Mammut-Mädchen Peaches in Ice Age 4 auf dem Weg zu ihrem Schwarm ausgedacht hat. Sie wollte zu ihm gehen mit den Worten: „Hi Ethan, ich heisse Peaches. Wie heisst Du?“ Also ich achte jetzt verstärkt auf Starbucks-Becher in der U-Bahn.

In diesem Sinne, und NUR in diesem grüsse ich mit einem Danke Starbucks! JAN

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