Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Harald Juhnke

Verehrtes Westberliner Publikum

von
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GREETINGS VON VORGESTERN Ein Geständnis vorweg: Die sogenannte „Hommage“ an Harald Juhnke, der vor zehn Jahren starb, habe ich mir vor allem aus Neugier angeschaut. Ich wollte sehen, ob noch was da ist vom berühmten Westberliner Boulevardflair, jahrzehntelang gefeiert vom örtlichen Feuilleton, das in seinen freundlichen Premierenberichten eigentlich nur die Namen Juhnke, Wolter, Pfitzmann, Spier und Völz austauschen musste, so gemütlich war’s. Und tatsächlich: es war auch gestern Abend  noch gemütlich im Wintergarten-Varietè. Wenn man gemütlich als anderes Wort für provinziell, bieder und unterfordernd sieht. Wer klatscht, wenn Gunther Gabriel sich als der Produzent von Juhnkes letzten Musiktitel selbst lobt  – nur leider sei  „der Harald“ vor den Aufnahmen gestorben -, dem kann man wohl alles erzählen. Umgekehrt, liebes rührseliges Westberliner Publikum, bitte mal merken: Wenn ein ganzer Abend dem Andenken eines Gestorbenen gewidmet ist und die Witwe im Saal begrüsst wird – DANN klatscht man… Kopfschüttelnde Grüsse sendet ROLF    

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Die vergessenen Jahre

von
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GREETINGS VOM KALTEN KRIEG Melde mich nochmal vom Berliner Breitscheidplatz (den eigentlich keiner so nennt) zwischen Gedächtniskirche und Europacenter: hier war seit den 60ern das Zentralschaufenster Westberlins. Kein Tourist der hier nicht vorbeikam, hier fuhren die Linienbusse zum Tempelhofer Flughafen und hier stand lange, auch noch als die Mauer schon wieder  offen war und alle nach Mitte wollten, ein sehr skurriler Werbeschaukasten. Ein ziemlich fertig aussehender Harald Juhnke versucht, mit Stäbchen irgendwie eine Ente zu essen und so Gäste in ein Chinarestaurant im Bikini-Haus hereinzuwerben. Das gehörte dem Vater seiner halbchinesichen Frau, die er dort kennengelernt hatte. Alles vorbei, echter oder halbechter Glanz von gestern – ähnlich wie das gegenüberliegender Europacenter, mit Billigläden und Kartoffelrestaurants heute der provinziellste Ort der Welt. Warum ich jetzt davon erzähle? Weil in allem Ganz-Berlin-Wird-Metropole Hype sich jetzt die alten bürgerlichen Nachkriegs-Westsektoren darauf besinnen, daß sie ja auch mal ein ganz eigenes Lebensgefühl hatten, irgendwo zwischen subventioniertem…

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