Die Welt ist bunt
GREETINGS VON EINEM ANDEREN STERN Muss jetzt die Geographie umgeschrieben werden? Glaubt man dem Titelbild des jüngsten Stern, liegt London mit seiner Türkis-Themse in der Karibik und die güldenen Uferbauten sind Fakes aus einem Disneyresort. Ob sich Printmagazine mit diesem Falschfarben-Optimismus einen Gefallen tun – der Pionier darin war in den 90er Jahren der Feinschmecker, der keine Lust mehr auf 1:1-Fleisch-& Sossen-Farben hatte -, bezweifle ich. Aber das ist nicht der Anlass unserer heutigen Stil- und Heftkritik, sondern eine Lücke, genauer eine Gedankenlücke. Auf zwölf Seiten der Stern-Titelstory wird das lässig-internationale Lebensgefühl Londons beschrieben, man hat sofort Lust, hinzufliegen. Was aber nicht mit einer Zeile gestreift wird, ist die aktuelle 2016er-Herausforderung der Themsestadt, sich plötzlich mit all seiner Geld- und Kultur-Metropolenhaftigkeit nach dem Juni-Referendum, wenns blöd läuft, außerhalb Europas wiederzufinden. Schonmal gehört, Stern? Ich schätze mal, der ganze Beitrag lag ein Jahr in der internen Redaktions-Warteschleife. Was man vom nächsten Thema, gleiche Ausgabe 50 Seiten später, nicht sagen kann:…