Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Februar 2015 - page 2

Appsolutismus

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GREETINGS FROM VIRTUALITY What’s App? Ganz langsam zum mitschreiben. Es läuft heutzutage so: Für die wichtigen Dinge des Alltags besorgst du Dir die richtige App (für die älteren unter unseren Lesern: eine Applikation, eine Anwendung, ein kleines Zusatzprogramm) für Dein Smartphone (für die älteren: tragbarer Computer, mit dem man auch telefonieren kann, außer mit Tochter/Sohn) und schon bist Du wieder im Rennen. Also im wahren Leben. Das findet nämlich nicht mehr, wie vielleicht sie älteren unter unseren Lesern denken, auf der Straße statt, sondern im Smartphone (s.o.). Und in den sogenannten sozialen Netzwerken, die natürlich alle auf dem Smartphone mit eigenen Apps vertreten sind. Ich poste, also bin ich. Das ist der Lehrsatz des René Descartes (für die älteren, die jüngeren müssen sich den Namen nicht mehr merken). Nur ein wenig upgedatet. Und so funktioniert es auch mit der App von mytaxi. Entscheidend ist, was auf dem Bildschirm passiert. Man muss…

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Bocksprung

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GREETINGS FROM FRÜHLING Es gibt ja ganz offensichtlich seit einigen Jahren auf dem Bettenmarkt nichts heißeres mehr als das sogenannte „Boxspring-Bett“. Der Weitgereiste hat es zuerst kennen und lieben gelernt in den etwas besseren Business-Hotels, in denen die hochaufgetürmten Matratzenstapel sogar der Prinzessin auf der Erbse zu einem ruhigen Schlaf verhelfen würden. Na gut, der vielleicht nicht. Aber sonst wohl allen. Es schläft sich wirklich gut darin (offizielle greetingsfrom-Meinung). Woran genau das liegt, weiß ich auch nicht. Ihren Erfolg haben diese Art Betten aber nicht nur dem erholsamen Schlaf zu verdanken, sondern mal wieder einer geschickten Marketing-Strategie, respektive eines griffigen Begriffs: Boxspring. Das hört sich irgendwie cool, modern, nach Haben-wollen an. Dabei bedeutet der Begriff, wie seriöse Händler traditioneller Bettsysteme genervt anmerken, nichts anderes als „Kiste mit Feder(n)“ oder „Federkiste“. Im Wesentlichen besteht solch ein Bett aus zwei dicken, übereinander gelegten Matratzen, die untere der beiden gleich in Gestell und Rahmen integriert. In…

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Träume in Stein

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Innenministerium

GREETINGS VON FREUD Humor hat er ja, der Berliner, auch in der Architektur. Die Fassaden werden immer abweisender, aber an der Spree hält man sich sowieso lieber an innere Werte, weiss ja jeder: arm, aber sinnlich. Lange hielt im geteilten Berlin des Areal zwischen Gedächtniskirche und Urania den Rekord „trostlosestes Büroneubaughetto der City“; Berlingefördert, korrekte Traufhöhe, darunter lieblosester Subventions-Beton. Wer hier arbeitete und nicht gleich aus dem Fenster springen wollte, brauchte was Tröstliches fürs Auge. Die originellste Idee hatten die Planer der DIN-Zentrale (korrekt heisst es das DIN, das Deutsche Institut für Normung); in deren Innenhof pflanzten sie nicht nur ein paar Büsche, sondern gönnten den 400 Mitarbeitern ein ganz individuelles Bild zum Träumen: einen grossen aus Steinplatten akkurat gelegten DIN-A-4-Bogen. Selbstironie jenseits aller Norm, die aber – Meisterschaft der Dialektik – Maßstäbe setzte. Heute ist das traurigste Neubauviertel Gesamtberlins die Gegend rund um Hauptbahnhof und noch entstehender Europacity. Hier eröffnet nächsten Monat das neue großmöglichst-unterkühlte Innenministerium mit ähnlich innenliegendem Sinn für…

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Hä??

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GREETINGS FROM WAHLPLAKAT Meine liebe Tochter Johanna wird heute, am 4. Februar volljährig. Dafür auch von dieser Stelle die allerherzlichsten Glückwünsche! Und sie darf gleich eine gute Woche später richtig wählen. Für ein Landesparlament, das in Hamburg natürlich nur ein Stadtparlament ist. Respektive Bürgerschaft. Sie hat mir auch frohgemut gleich mitgeteilt, dass sie wohl  „Die Linke“ wählen wird. Weil: „Die haben die besten Wahlplakate.“ Also habe ich mich mal umgeschaut: Tatsächlich, Die Linke wirbt für „bezahlbaren Wohnraum für alle“ und ist „gegen Altersarmut“ wie ihre Plakate vor einem der vornehmsten Altersheime Hamburgs vermelden. Dem kann man eigentlich nur zustimmen, auch wenn nicht ganz klar ist, mit welchen Konzepten sie diese Ziele erreichen wollen. Egal. Wer in jungen Jahren nicht Kommunist, respektive links ist, har kein Herz. Sagt der Volksmund. Und wer es im Alter immer noch ist, habe kein Hirn. Wer weiß. Jedenfalls, wenn es nach den Plakaten geht, ist die Wahl…

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Forever cool

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BarbaraMcBride

GREETINGS VON SIEBECKS Das Portrait seiner schwangeren Frau Barbara ist eines der populärsten Bilder des gerade gestorbenen Fotografen Will McBride; produziert für das legendäre Magazin Twen, gehört es heute zur Sammlung des Deutschen Historischen Museums, typisch für die Coolness der 60er Jahre. Das ist aber nur der Anlass für diese kleine Stilgeschichte, erzählen will ich eine Begegnung aus dem zweiten anderen Leben der seit den 70ern geschiedenen Barbara McBride. Schon lange heisst sie Barbara Siebeck und in dieser Eigenschaft als Frau des Restaurant-Kritik-Königs lernte ich sie auf einem Homestory-Besuch kennen. Sehr charmant und gewinnend, elegant wie eine Französin – der sympathisch ausgleichende Faktor zum etwas brummeligen Hausherren. Beide wohnten auf einer Burg bei Offenburg und hatten uns eingeladen, weil sie Werbung für eine Event-Idee machen wollten: Hobbyköche konnten einen Gruppenabend buchen, bei dem der Kritik-Maestro zwar nicht selbst kochte, sich aber mit einer Flasche Wein dazugesellte, ein paar Anekdoten erzählte – und hinterher konnten alle sagen, sie hätten mit Siebeck gekocht… Ziemlich clever (für solche…

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