GREETINGS VOM ÖKO-CHIC Alles Coole ist schon da. Dunkle Decke, sichtbare Lüftungsrohre, Industrielampen, raue Eisen-Regale. Und zu kaufen gibts nur Voll-Korrektes, z.B. Obst und Gemüse, das „per Schiff oder über Land“ gekommen ist, also nicht per Flugzeug. Alle Coolen sind aber noch nicht nicht da. Ich sitz‘ ziemlich allein vor meinem Kaffee auf einem Barhocker am gekalkten Deli-Holztisch, gucke gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft, umgeben von Weniger-ist-Mehr-Luxus, wie Temma ihn sich vorstellt.
Temma? Am Namen merkt man schon, dass es manchmal ganz schön angestrengt sein kann, lässig zu wirken. Temma heisst eine neue Supermarktkette von Rewe, die jüngere und smartere Kundschaft ansprechen will, aber dafür ein Kunstwort wählt, das nur noch versteht, wer mindestens 60 ist. Was „Tante-Emma“-Läden mal waren, wissen nur noch Oldies aus der Zeit, als es sowieso nur zu kaufen gab, was über Land gekommen war (außer per Dampfer lange herangeholte Südfrüchte vielleicht). In der neuen Version des Nachbarschaftsladens gibts es mehr, viel mehr: Bio-Fleisch oder endlose Vegan-Kollektionen, Kochkurse, After-Work-Wine-Tasting – und ein einladendes Caffée auch für die Mittagspause und mit Take-Away-Service. Nicht unsympathisch all dies und aus banalem Supermarkt und esoterischem Ökoladen wohl das beste beider Welten. Anschreiben lassen, wie früher, kann man heute natürlich nicht mehr. Dafür gibts aber an der Backwaren-Theke eine ganz andere, ziemlich clevere neue Idee. Ein integrierter Trinkgeldschlitz. Der ist so einladend platziert, dass man sich fast schlecht vorkommt, zieht man nicht das Wechselgeld dahinein. Und was fragt man dann dabei lässig die Verkäuferin? Natürlich: Darfs ein bisschen mehr sein?
Smarte Grüsse von Rolf