GREETINGS AN UDO JÜRGENS. Wie schnell die Zeit vergeht, merkt man an Kindern. Und an Idolen. Unser Blog hier verspricht ja Stilreisen und hier kommt eine kleine, persönliche, zurück dahin, wo ich das erste Mal sowas wie Stil entdeckt habe, auch wenn ich es gar nicht wusste.
Zwischen diesen beiden Bildern liegen nur 4 Jahre. Auf dem oberen ist Udo Jürgens 29 Jahre alt und muß noch, mangels Erfolg, in Frauenkleidern alberne Filmkomödien spielen. Auf dem nächsten ist er 33 Jahre alt und hat den Grand Prix gewonnen. Und hat seinen Stil gefunden und durchgesetzt, eine Mischung aus Gilbert Becaud, Sascha Distel und Jacques Brel, aus höchstelegantem Auftreten und nachdenklich-frechen Texten, zusammengehalten durch Musik. Das hat nicht nur mich unglaublich beeindruckt, das war für deutsche Verhältnisse absolut neu, weil es zeigte, dass erfolgreiche Unterhaltung nicht zwangsläufig mit Niveausenkung bezahlt werden musste (Kleiner Disclaimer: Jahre später hab‘ ich mal für ihn und seinen Musikverlag gearbeitet. Aber da waren seine für mich besten Eigenschaften ihm selbst schon nicht mehr so wichtig. Woraus ich gelernt habe, dass man manchmal seinen Idealen nicht zu nahe kommen sollte.) Jetzt wird Udo Jürgens achtzig Jahre alt, sensationell vital, plant schon wieder eine Tournee. Ob ich hingehe, weiß ich nicht. In den 90er Jahren hätte ich Frank Sinatra in Hamburg sehen können – und habe es nicht getan. Ich hattte Angst, mir mein Bild von ihm zu zerstören.
Nachdenkliche Grüsse von ROLF