Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Arts - page 9

Mehr Bürokratie bitte!

von
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GREETINGS VON DER MEENKWIESE Besagte Wiese ist ein parkähnliches Gelände im Hamburger Stadtteil Eppendorf, in dem ich des Sommers (ja, den gibt’s dort auch) an manchen Tagen beliebe, meine Hängematte zwischen zwei Bäumen aufzuspannen und auszuspannen (chillen, für die jüngeren unter unseren Lesern). Dabei mache ich dann flüchtige Bekanntschaft mit zahlreichen Passanten, die zu 99,99 Prozent den originellen Kommentar abgeben: „Das ist aber auch eine gute Idee.“ Wieso „aber“ und welche Idee noch gut ist, frage ich nie nach. Etwas nähere Bekanntschaft habe ich mit einer Dame gemacht, die oft zum Blumengiessen dort hinkommt. Im gelegentlichen Smalltalk mit ihr erführ ich, dass die Stadt die Pflege und Bepflanzung der wegangrenzenden Beete an engagierte Privatpersonen wie diese professionelle Gärtnerin freigegeben hat, zwecks Ersparnis öffentlicher Ausgaben natürlich. Es blüht sehr hübsch in ihren Beeten. Leider ist sie nur für einen Teil verantwortlich. Weiter hinten im Park, dort, wo ich mich im Sommer nie aufhalte,…

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Sechs Anfänge und ein Schluss

von
GF_Nannen3

GREETINGS VON FALSCHEN ANFÄNGEN Nein, Greetings From hat nicht den Egon Erwin Kisch-, Stern-, Henri Nannen-, Nannen-Preis bekommen, eher dieser für sein neues Logo –  eine Mischung aus Nespresso- und Uniqlo-Signet – unsere tadelnde Erwähnung des sinnfreiesten grafischen Neuauftritts 2016 (Jurybegründung: N N N N). Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern – das war Henri Nannens Rat für einen guten Story-Anfang, den er sich aber, wie alle leidenschaftlichen Journalisten, von ganz woanders, nämlich aus einem zynischen Hollywood-Spruch, ausgeliehen hatte. Anfänge also, ein Lebensthema von mir, weil ich mindestens zehn meiner Redakteurs- und Reporterjahre mit meiner Dummheit vergeudet, nämlich meine Texte gegen den Rat erfahrener Kollegen so zu schreiben versucht habe, wie man sie lesen sollte. Also mit dem ersten Satz zu beginnen. Was lange zur Folge hatte, dass ich am späten Abend vor dem Abgabetermin gerne zwanzig bis dreissig verschiedene Anfangsvarianten, aber noch keine weitere Zeile geschrieben hatte. Viel zu langes Intro…

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Zeitreise

von
GF_Frühstück

GREETINGS VON GESTERN Müsli? Nie gehört! Cappuccino – was ist das? Dass das 19. Jahrhundert 25 Jahre länger dauerte und umgekehrt heute 2016 ist, auch wenn die jüngsten Möbelneuheiten aussehen wie geerbt – weiss ja jeder. Aber heute morgen habe ich entdeckt, daß man mit Glück sogar nochmal für eine halbe Stunde in die frühen 60erJahre reisen kann. Nein, nicht in einem Period-Room im Museum für Kunst und Gewerbe, sondern in echt, mit einem servierten Einheitskomplettfrühstück im ganz a jour über HRS gebuchten Hotel: Brötchen auf dem silbrigen Tablett, Schinken-Käseplatte mit je einer Scheibe, zwei Stück gute Butter, fertig. Kein endloses Suchen am Buffet, aber auch keine Schufa-Anfrage beim Bezahlen des obligatorischen 28 Euro-Morgen-Banketts. Hat sich sehr nett angefühlt, über-cholesteriniert, aber entschleunigt, dazu dünner Filterkaffee –  perfekt.  Wo  ich das gefunden habe? Irgendwo im alten Westdeutschland, genauer darf ichs nicht sagen – der Denkmalschutz hat seine konservatorische Arbeit aufgenommen. Satte Grüsse sendet ROLF

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Rolfs Gesetz

von
GF_Nobelpreis

GREETINGS FROM LEBENSKUNST Heute ist ein grosser Tag. Genauer: ein kleiner für mich, aber ein grosser für die Menschheit. Denn ich veröffentliche hier erstmals die immer stabiler werdende Hypothese meiner jahrelangen Forschungen: Es kommt nicht nur immer anders als man denkt, es kommt meist sogar genau das Gegenteil von dem, was man erwartet. Lesen Sie das gerne zweimal (kaum einer versteht das sofort, ähnlich wie bei Einstein), aber man wird dies später mal „Rolfs Gesetz“ nennen, nachdem ich dafür den Nobelpreis in der Katogerie „Stilvoll Glücklich Werden“ bekommen habe. Eigentlich kennt es jeder, aber es war eben ich, der die Gesetzmäßigkeit in jahrelangen Feldforschungen und Selbstversuchen herausarbeiten konnte: Wenn man sich zum Beispiel auf einen Abend sehr freut, wenn man glaubt, man hat die bestmöglichen sympathischen Leute eingeladen oder ist selbst aus schönem Anlass zu Gast im Lieblingsrestaurant – wie oft wird’s dann gerade mal ein Na-Ja-Geht-So-Event, meilenweit hinter den schönen Vorstellungen zurückgeblieben. Das Interessante ist…

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Was wir nie wieder sehen wollten

von
GF_Kachel2

GREETINGS VON DER KACHEL Von unseren unermüdlichen architektonischen Stilspaziergängen kommen wir heute leider mit einer traurigen Neuigkeit zurück. Was heisst Neuigkeit?! Vermutlich aus Langeweile holen Architekten gerade wieder eine Hausfassaden-Idee aus der Vergangenheit hoch, die den Rekord des ästhetischen Bau-Tiefpunkts des letzten Jahrhunderts hält – noch vor den Postmoderne-Verirrungen, und das will was heissen. Nie sahen Häuser abweisender und depressiver aus als in der Phase späte Sechziger bis frühe Achtziger-Jahre, als sowohl kleine Altbau-Häuser als auch protzige neue Walmdachbungalows komplett mit Kacheltapeten verkleidet wurden. Sie sind gestraft bis heute – ironischerweise gerade durch ihre 100 Prozent Schutzgarantie vor jedem kleinsten Schmutz oder Riss. Warum ausgerechnet dies‘ jetzt wiederbelebt wird – ich kann es mir nicht erklären. Im Zweifel für die Angeklagten, das muss auch in Stilfragen gelten, zugegeben. Bei einigen Bauten vor allem im sandig-gelblichen Farbton scheint es mir ein mißglückter Versuch zu sein, die grandiose Chipperfield-Ästhehtik ins Private zu übersetzen und sich dabei knapp in der…

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