GREETINGS AUS DEN ACHTZIGERN Ohne die 50er wüsste man gar nicht, wie man sich heute neu einrichten soll, 60ies-Möbel gibts inzwischen mehr als in den 60ern selbst und die 70er haben gerade im Kino und in der Musik ihre zweite grosse Zeit. Und dann? Dann gibt es eine Art Achtziger-Phobie, eine tiefe Schamgrenze, das Jahrzehnt der Plexiglas-, Neon- und Rohstahlmöbel auch nur ansatzweise noch mal wiederzubeleben. Viel-zu langes Text-Intro für eine kleine Spezialität, durch Zufall entdeckt. Im allerersten Kinofilm von Detlev Buck („Erst die Arbeit und dann“ von 1984) gibt es nämlich eine historisch seltene Möglichkeit, wie durch ein Fernglas nochmal in die Designatmospäre dieses eigenartigen Jahrzehntes hineinzuschauen. Ironisch gemeint und doch faszinierend authentisch: Wie ein junger Mann vom Land in eine Insider-Design-Galerie gerät. Auch wenns schwerfällt, bitte 30 Sekunden durchhalten, am Ende gibt’s als Höhepunkt „Aktive Möbel“ zu sehen.
Manche geschätzte Stylekollegen halten die Aufbruchsstimmung von damals rund um die Hamburger „Möbel-Perdu“-Szene ja für eine Art deutsches „Memphis“. Aber genau das ist ja die Tragik: Aus heutiger Sicht war es genausoviel Memphis wie die vielen Elvis-Imitatoren. Zur Ironie unserer Design-Geschichte gehört für mich, daß der einzige deutsche Original-Möbel-Entwurf der 80er, der sich bis heute kommerziell gehalten hat, ein Regal war, das eben nicht aus Plexiglas und auch nicht aus Stahl war, sondern aus öko-korrektem MDF (Kufus’&Moormanns FNP). Alles andere konnte nur im Museum überleben. Und, siehe oben, als Ironiekulissse im Kino. Ganz schön tragik-komisch, oder? Und was für eine absurde Pointe. Das Jahrzehnt, in dem viele Deutsche sich erstmals für diese neue Phänomen namens „Design“ interessierten und das auch die goldene Gründungsboomzeit der Designfakultäten war – es hat in der Realität so gut wie keine eigenen Spuren hinterlassen…
Verwunderte Grüsse sendet ROLF
[…] bringt: Es scheint null Zusammenhang zu geben zwischen dem, was uns beim Schreiben wichtig ist – und dem, was gelesen, geliked, geteilt oder sonstwie gemocht wird. Immer dann, wenn […]