GREETINGS FROM ADORNO Gibt es richtiges Leben im falschen? Eine Frage, die sich früher nur Philsophiestudenten stellten, heute aber natürlich jeder, der bewusst wohnen will. Machen High-Class Designerobjekte schlechte Architektur sympathischer? Oder fühlt man sich doch wohler in Durchschnittsmöbeln inmitten der Luxus-Immobilie, für die man sich bis ans Lebensende überschulden muss? Längst Standardfragen der aktuellen Lebenskunst. Eine tiefere Frage aber blieb lange unbeantwortet: Wie wohnte eigentlich Philosoph Adorno selbst, der Schöpfer unserer grüblerisch-intellektuellen Eingangsfrage, den viele als Vater der Studentenbewegung verehren? Dank des Möbelversenders „Fashion for Home“ (sein jüngster Katalog fiel mir gerade aus der ELLE Hamburg entgegen) ist dieses Rätsel jetzt gelöst: Adorno lebte überraschend sympathisch landhäusig, irgendwo zwischen Weimars Goethe-Ambiente und einem Hauch gustavianischer, weissgetünchter Leichtigkeit.
Was beweist: eine heitere Möblierung muss uns nicht von tiefgründigen Fragen abhalten. Oder positiv & umgekehrt: Von anstrengenden Diskursen erholt sich der wahre Philosoph in unbeschwerten Versandhausmöbeln mit Rückgaberecht. Sowas hätte sich nicht mal die Neue Frankfurter Schule ausdenken können…
Faszinierte Grüsse sendet Rolf
Werter Herr Blogger,
das glauben Sie wohl selbst nicht, dass der Philosoph und Soziologe in solch einem Mobiliar auch nur einen seiner zugegebenermassen manchmal etwas krude klingenden Gedanken hätte fassen können, geschweige denn so etwas wie die „Dialektik der Aufklärung“ ersinnen. Wahrscheinlicher ist da schon, dass die Katalogtexter jetzt so übergeschnappt sind und unschuldige weisse Möbel mit solch einem Namen überfrachten. Aber wahrscheinlich heisst „Adorno“ einfach „Landhaus“ – auf Suaheli oder polynesisch oder so.
Stimmt leider, lieber Gelegenheitsleser: es sollte Ironie sein und ist doch keine. Adorno heisst tatsächlich auf Spanisch „Verzierung“. Oder war’s auf Portugiesisch „Schwedischer Landhausstil aus lackiertem Pinienholz“? So oder so: Das Wandboard aus der „Adorno-Kollektion – elegant charmant“ beginnt bei 49,- Euro; da muß der Katalogtexter lange für texten. Vielleicht war’s aber auch der automatische Google-Translator. Das würde im gleichen Katalog Zeilen erklären wie „Sessel sind der Thron der Gemütlichkeit“.
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