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Journalismus 0.0

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GREETINGS TO GRUNER + JAHR

Also, ich habe ausnahmsweise mal wieder einen Blick in den „Stern“ geworfen, in die Ausgabe vom 2.1.2015 und da gibt es ja ziemlich zu Beginn immer ein paar recht eindrückliche Fotos auf Doppelseiten, „Bilder der Woche“. Aber das ist diesmal nur nebensächlich. Interessant ist, was zu dem Bild mit dem schneebedeckten Brockengipfel geschrieben steht.  Im Foto oben nachzulesen, eine leidlich satirische Bildzeile, die sich über den Schnee mokiert in Tonfall und Wortwahl wie die merkwürdigen Dresdener auf ihren Pegida-Kundgebungen über Ausländer, Flüchtlinge und Andersgläubige herziehen. So weit so amüsant. In Wirklichkeit aber ist mit diesem kleinen Text etwas Atemberaubendes gelungen. Damit haben die Stern-Leute nämlich schon mal quasi in vorauseilendem Gehorsam den Nachweis erbracht, dass das Konzept der Sparkommissare Jäkel, Schäfer und Co locker aufgeht. Denn die Sorge, dass, wenn alle oder die meisten Redakteure entlassen sind, vielleicht keine interessanten Texte mehr ins Heft gelangen, konnte hiermit eindrucksvoll zerstreut werden. Der Trick: Man bedient sich bei den originellsten Twitterbeiträgen zum sogenannten Hashtag „schneegida“, reiht sie halbwegs sinnvoll aneinander, garniert sie noch mit der passenden Ortsbezeichnung zum Foto – fertig. Respekt! Dafür braucht man in der Tat keine ausgebildeten Journalisten mehr. Die hätten auch mindestens deutlich darauf hingewiesen, dass es sich nicht um einen eigenen Text handelt, nicht nur mit einem verbrämten „#schneegida“ am Ende, womit die Mehrzahl der +70-Zielgruppe des „Sterns“ ohnehin nullkommanull anfangen können. Super Sparmassnahme: Nicht nur die Namen der Urheber gespart, auch noch Honorar und Zeit. So geht Journalismus heute. Jedenfalls wenn aus einem Verlagshaus eine Content-Verwursterei wird.

Staunende Grüße

Jan

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