GREETINGS AUS DEM KULTURLEBEN Manchmal morgens fragt mich meine liebe Frau: Und – wie war es gestern im Theater/in der Oper/im Konzert? Ich murmele dann etwas wie Ganz Nett und erzähle ein paar Gedanken, die ich im Programmheft gelesen habe. Ehrlicherweise müsste ich nämlich antworten: Woher soll ich das wissen? Das liegt an den Berliner Theatern, die wohl auf ihre Geschichte aus den glorreichen Zwanziger Jahren so stolz sind, daß es ihnen bis heute ziemlich egal zu sein scheint, wie’s ihrem Publikum geht. Und damit meine ich nicht die Inszenierungen, sondern die baulichen Sichtverhältnisse. Viele Parketts steigen kaum an, etliche haben keine versetzten Sitze und beides gefällt sich als Traditionspflege. Was zum Beispiel bei der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden zu der absurden Situation führt, daß die Kuppel erhöht wurde, damit man besser hört (Stichwort: Nachhall) – die Parkettreihen aber nicht zugunsten Besser-Sehen steiler werden durften (Stichwort: Denkmalschutz).
An manchen Theaterabenden denke ich: Vermutlich sehen nur die Schauspieler selbst, was auf der Bühne vor sich geht. Und vielleicht wollen deshalb auch soviele Menschen zum Theater? Oder liegt’s doch an mir und ich ziehe die Grossen und die Breiten – neuerdings auch schonmal: die mit dem Hipsterhütchen – vor mir magisch an?
Einmal hatte ich Glück. Dachte ich jedenfalls – vor mir sass eine zierliche junge Dame und ich freute mich auf auf die Vorstellung. Leider war es dann aber so warm, und was macht die Schöne in der Reihe vor mir, sobald es dunkel wird? Sie steckt sich die Haare hoch. Alles wie immer also.
Bescheidene Grüsse sendet ROLF