Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Theater - page 2

Sechs Anfänge und ein Schluss

von
GF_Nannen3

GREETINGS VON FALSCHEN ANFÄNGEN Nein, Greetings From hat nicht den Egon Erwin Kisch-, Stern-, Henri Nannen-, Nannen-Preis bekommen, eher dieser für sein neues Logo –  eine Mischung aus Nespresso- und Uniqlo-Signet – unsere tadelnde Erwähnung des sinnfreiesten grafischen Neuauftritts 2016 (Jurybegründung: N N N N). Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern – das war Henri Nannens Rat für einen guten Story-Anfang, den er sich aber, wie alle leidenschaftlichen Journalisten, von ganz woanders, nämlich aus einem zynischen Hollywood-Spruch, ausgeliehen hatte. Anfänge also, ein Lebensthema von mir, weil ich mindestens zehn meiner Redakteurs- und Reporterjahre mit meiner Dummheit vergeudet, nämlich meine Texte gegen den Rat erfahrener Kollegen so zu schreiben versucht habe, wie man sie lesen sollte. Also mit dem ersten Satz zu beginnen. Was lange zur Folge hatte, dass ich am späten Abend vor dem Abgabetermin gerne zwanzig bis dreissig verschiedene Anfangsvarianten, aber noch keine weitere Zeile geschrieben hatte. Viel zu langes Intro…

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greetings from Venedig

von
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LAIENSPIELER Wahrscheinlich ist es für die Experten unter unseren Followern (klingt irgendwie verbindlicher als (Gelegenheits)Leser) ein alter Hut, aber mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Rem Kohlhaas, der grosse Architekt und diesjährige Direktor der Biennale in Venedig, und sein Team haben im Arsenale eine feine Gegenüberstellung internationaler Parlamente und klassischer Theater präsentiert. In Foto und schematischer Darstellung. Ergebnis: nahezu kein Unterschied. Übrigens (leider) auch nicht im wahren Leben. Aus der italienischen Abgeordnetenkammer werden mit schöner Regelmässigkeit Massenschlägereien übertragen, die Hollywood 1:1 für neue B-Movies gebrauchen könnte, und auch sonst werden aus vielen Parlamenten bühnenreife Zoten (Duma etc.) oder geschwätzige Langeweile (Bundestag etc.) übermittelt. Die, die dort vorne auf der Bühne, respektive am Rednerpult stehen, sind eben doch nur noch Possenreisser,  höchstens mittelmässige Laiendarsteller, Gaukler und Märchenerzähler in einem immer uninteressanter werdenden Boulevardstück, das sich „Demokratie oder was davon übrig geblieben ist“ nennt. Aber das liegt doch nicht an der…

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Gut nachgedacht

von
Antwerpen

GREETINGS FROM ANTWERPEN Wenn ich Architekten-Lieblingsvokabeln höre wie „Stadtraum neu interpretiert“ „Massstabssprung“ oder „Überschreibung“ bin ich immer skeptisch, meist heisst das: wieder ein Ort, den man vergessen kann, versaut durch Egoismus und Größenwahn. Bei einem Zwischenstopp in Antwerpen stieß ich jetzt aber zufällig auf einen Marktplatz, wo ich dachte: Wow, hier stimmen die großen Worte mal, weil hier Gigantomie vermieden wurde. Anlass war, daß ein leider nicht allzu attraktives Theater zusätzliche Notausgänge bauen musste – und wie man das gelöst hat, das finde ich recht clever. Einerseits die Treppen theatralisch und kühn freitragend herausgeführt, darüber dann aber ein ganz leichtes Kunststoffdach auf schlanken Stelen, das zugleich dem Marktplatz ein Stück Hallenfeeling gibt: Öffentlicher Raum besser gemacht und nicht schlechter. Angefangen mit der Idee Wir-Überdachen-Plätze hat, glaube ich, Thomas Herzog zur Expo2000 in Hannover gefolgt dann von Jürgen Maier H. in Sevilla. So was kann auch schiefgehen. Spektakulär beim Kasseler Wilhelmshöhe-Bahnhofsplatz, wo das…

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