Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Juli 2016

Neues Bauen

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GREETINGS AUS SCHLESIEN Man kann aus vielen Gründen nach Wroclaw fahren, in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas. Das Tourismusetikett brachte der bis 1945 deutschen und heute polnischen Stadt einige neue Architektur, etwa eine Musikhalle – beeindruckender weil seltener aber fand ich gut erhaltene 20er-Jahre-Kaufhäuser des Neuen Bauens. Lange Jahre war die Stadt nur ein Propaganda-Sehnsuchtsziel von Vertriebenenverbänden, die ihr Vorkriegs-Breslau nicht vergessen konnten. Wer dachte, dass sich der organisierte Deutsch-Schlesienkult nach verlorenem Angriffskrieg, Ostverträgen, Wiedervereinigung und banal-statistischer Sterbetafel irgendwann erledigt hat, darf sich nicht den Youtubefilm anschauen, auf dem Heino das Schlesierlied in der Jahrhunderthalle singt – was sich irgendwie anfühlt wie ein ganz fieser Politik-Porno-Clip. Schnell ein anderes Video: Wie man es vor gut 100 Jahren geschafft hat, die auch heute noch imponierende Halle zu bauen – mit amerikanischen Techniken, die an die Errichtung eines Zirkuszeltes erinnern. Ist irgendwie konstruktiver. Aufbaugrüsse sendet ROLF

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Geheim: Eine Markthalle an der Alster

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GREETINGS AUS DER MALL Mit seinem Glas-Optimismus hat Hadi Teherani dem steinernen Hamburg lange Jahre sehr gut getan. Man tut dem Architekten aber wohl kein Unrecht, wenn man sagt: die Europapassage an der Binnenalster (Baujahr 2006) gehört nicht zu seinen stärksten Stücken. Die Shoppingmall an der teuersten Stelle Hamburgs wirkt eigenartig provinziell, von außen scheint sie falsch proportioniert, von innen viel zu unruhig – trotz des markanten, klaren Bogen-Signets. Aber auch in ästhetischen Straftaten gibt es Verjährungen und ich erzähle hier nur noch deshalb einmal davon, weil ich gerade am Oderufer in Breslau – das heute polnisch ist und Wroclaw heisst – so etwas wie das bewusste oder unbewusste Vorbild gesehen habe: die alte Markthalle von 1906. Dagegen fällt die Hamburger doch noch einmal deutlich ab und man kommt ins Grübeln. Wenn die ältere Architektur jünger wirkt als die jüngere und die jüngere älter als die ältere, muss wohl irgendwo etwas schiefgelaufen sein… Grüsse von gestern sendet ROLF

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Kein Rheinfall

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GREETINGS AUS SCHAFFHAUSEN Warum war es am Rhein so schön? Tragisch-typischer Fall, wo man nicht nur die Antwort, sondern schon die Frage nicht mehr versteht. Auch wenn man sich noch soviele impressionistisch-liebliche Turner-Bilder von Mainz, Koblenz oder Bingen  anschaut (habe ich gemacht), vielleicht getunt noch durch die eine oder andere Flasche Rhein-Wein (auch gemacht): Nachvollziehen lässt sich heute nicht mehr, warum die englischen Reichen der früheren Jahrhunderte nach Grand-Tour-Stops in Frankreich, Italien und der Schweiz sich auf den Romantik-Höhepunkt ihrer Reise freuten – per Schiff den deutschen Rhein hinab zu fahren. Mir fällt keine touristische Region ein, in der überlebte Klischees und heutige Realität so wenig miteinander zu tun haben. Rhein-Romantik gibt’s nicht mehr. Was Bombardierungen an den Ufern übrigliessen, vollendeten Flussbegradigungen, Wirtschaftswunder und 60er-Jahre-Kleinstadt-Modernisierungen. In einigen Uferorten kann man heute zum Preis eines Münchner oder Berliner Luxus-Qaudratemeters ein ganzes Haus kaufen. Wo bleibt das Positive? Hier: Kurz hinter dem Bodensee stürzt der hier noch recht junge Rhein in die Tiefe. Zum ersten…

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Tag der Sensationen

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GREETINGS FROM HAMBURGER SOMMER Um die eigentliche Schlusspointe gleich vorwegzunehmen: Er fiel dieses Jahr auf den 20. Juli. Sonnenschein von morgens bis zum Untergang, nur vereinzelte Wölkchen am blauen Himmel, die klein waren und nicht wussten, wie sie die Sonne zwischendurch mal hätten verdecken können. Dazu meist eine kleine Brise, die bei locker gefühlten 30 Grad sehr angenehm war (sonst ja oft nicht so). Also perfekt! Auch hinsichtlich einer weiteren Sensation: der präzisen Vorankündigung des Berufsstandes der Meteorologen, der sonst eigentlich nur durch Gauklereien auffällt und etwa so präzise Voraussagen macht, wie die Volkswirte der verschiedenen Geldinstitute in den Börsennachrichten des Abendprogramms. Ich hatte mich aber diesmal drauf verlassen und einen halben Tag Hitzefrei genommen. Ab in die Hängematte, hin und wieder ein Sprung in das erfrischende Alsterwasser, das richtige, nicht die Bier-Limo-Mischung, und der ebenfalls nicht arbeitenden Hamburger Bevölkerung beim Chillen zuschauen. Wie es der Zufall wollte, bin ich dabei…

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Keine Frage des Stils

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GREETINGS FROM ANDEREN STERN Die Zeiten ändern sich, ich weiß. Deshalb wundere ich mich auch nur still über Menschen, die ihr Mobiltelefon senkrecht vom Mund weghalten, um zu sprechen und den Beitrag des Gesprächspartners auch für alle hörbar über die Freisprecheinrichtung erlauschen. Angst vor Hirntumor, sagt eine Kollegin. Wenn der bei denen man nicht schon seit Unwesen treibt. Andere laufen seit neuestem noch gebannter mit Blick auf das Display durch die Gegend als bisher schon, weil sie virtuelle Monster fangen wollen. „Pokémon Go“ bringt die Kids wenigstens an die frische Luft. So sind die Straßen heutzutage gefüllt von merkwürdigen Passanten, zu denen sich noch eine weitere Gruppe gesellt, die meiner Wahrnehmung nach immer häufiger anzutreffen ist. Es sind Pärchen, bei denen der Mann die merkwürdige Rolle des Handtaschenträgers übernommen hat. Nicht seiner eigenen, das ist zum Glück ja nach kurzem Aufflackern in den 70ern schnell wieder verschwunden. Sondern die seiner Partnerin. Das! geht!…

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