GREETINGS AUS DER STEINZEIT Ist Lügen und Täuschen für Gärtner eigentlich ein Prüfungsfach? Oder arbeiten sie nur cleverer als andere und wissen genauer, was ihre Kunden wirklich wollen? „Garten- und Landschaftsbau“ heißt ja die Branche offiziell, das klingt nach Grün und Natur – und ist für mich aber immer öfter eine perfide Neusprech-Wortverdrehung wie bei George Orwell. Mit meinem Hund komm ich viel rum, und meist suchen und besuchen wir grüne Flecken und Ecken, wo noch Bäume stehen, also: Parks, Wanderwege, Stadtrand-Wohngebiete. Wenn dort irgendwo ein Wagen mit der Beschriftung „Baumpflege“ parkt, weiß ich, was ich wohl am nächsten Tag sehen werde: nichts mehr – der Baum ist weg, die Pflege war gewollt tödlich, ein geschickt getarntes, scheibchenweises Verschwindenlassen. Die noch größere Gefahr aber droht bei Wagen mit der Beschriftung „Gala“ oder „Garten-/Landschaftsbau“. Früher dachte ich, das wäre ein grüne Branche, die sich um Pflanzen kümmert. Immer öfter aber scheint genau dies nur noch vorgeschoben. Es sind Stein-Großhändler geworden, die ihren Kunden die Pflegeleichtheit von planierten Vorfahrten andienen, eventuelles Altgrün wird günstig entsorgt, dafür entstehen fundament-gestützte (Auto-)Parkflächen, als würde man sich um ein privates Atomendlager bewerben. Wie absurd. Genau so verschwindet Atmosphäre, ausgerechnet im unmittelbaren Lebens-Nahbereich. Wären Gartenbaubetriebe nicht die besten, die dies ihren Kunden sagen sollten, statt ihnen tonnenweise Betonsteine in den Vorgarten zu pflastern und es „Landschaftsbau“ zu nennen?