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greetings from Bordeaux

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FUSELSTOFFE

Ok, heute machen wir mal eine Weinprobe. Wir testen Weine aus dem Bordeaux. So richtig exklusiv. Geladen nur Journalisten und Blogger. Solche, die sich mit Wein auskennen. Angeblich. Und wir. Mein Mitblogger und ich. Wir sind ein bisschen aus Versehen hier. Nach einleitenden Worten des Conférenciers, der in der Folge den Wein konsequent in einen weissen Kübel spuckt, während wir natürlich wissen, was sich gehört, und immer brav austrinken, kommt die erste Überraschung. Aus dem Anbaugebiet, was die Franzosen wohl „Appellation“ nennen, wenn wir das richtig verstanden haben, aus dem die, wenn ich mich nicht irre teuersten und bekanntesten Weine, die Lafite und Latour und Lawasweissich heissen, und natürlich alle Chateuau, wie 95 Prozent aller französischen Weine in der Bezeichnung führen, sagt der Conférencier, oder war das Oscar Wilde, der das behauptet hat? Was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Ach ja, wir sind schon bald beim dritten Weissen, da sickert irgendwie durch, dass diese Bordeaux-Weine in Wahrheit total billig sind, 5-9 Euro jubelt der Conférencier. Überraschend. Die ersten beiden – schmecken auch nicht so besonders. Der Conférencier findet doch, aber das ist jetzt nicht so überraschend. Die anderen Experten finden irgendwie gar nichts. Auch nicht auf flehentliche Nachfrage des Conférenciers. Schweigen. Danach gibt’s noch einen Geht-So-Rose und dann drei Rotweine. Alle auch angeblich 5-9 Euro. Erste Stichproben im Internet kommen nicht auf Angebote unter 12,50, aber beim dritten stimmt die Preisspanne tatsächlich. Die Weine werden immer wieder in das gleiche Glas geschenkt, auch erstaunlich. Und zum Roten wird dann Käse aufgetischt. Dann schmeckt ja jeder Wein. Fast jeder. Wir wundern uns. Hinterher auf dem nicht mehr ganz so exklusiven Hier-kann-jeder-billig-billigen-Bordeaux-abpumpen-Event wird mir noch ein Roter angepriesen, der, so preist der Einschenker an, nach Pferdestall schmeckt (oder hat er gesagt, nach Pferdemist riecht?). Wir gehen verdutzt nach Hause. Am nächsten Morgen unterschiedliche Ergebnisse. Rolf glaubt, bei soviel Durcheinander ohne folgende Kopfschmerzen könne es sich bei dem Billigangebot eventuell gar nicht um Wein handeln. Ich aber verspüre ein leichtes Dröhnen im Kopf. Doch zu viel Fusel? Ich meine zu viele Fuselstoffe. Aber immerhin die Erkenntnis: Keine Angst vor Bordeaux. Jedenfalls nicht in finanzieller Hinsicht.

Leider nicht viel schlauer grüsst Jan

 

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