Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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greetings from Cittadella

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Buon giorno,
wer auf dem Weg von Mailand oder Verona nach Venedig ist, dem sei ein Zwischenstopp in Cittadella empfohlen, einem malerischen von gewaltiger Stadtmauer umgebenen Städtchen. Anfang Sptember gilt diese Empfehlung leider nur eingeschränkt. Aber die gute Nachricht zuerst: Ziemlich leicht findet sich ein nettes Plätzchen, an dem es sich am frühen Abend einen gepflegten Sprizz zu sich nehmen lässt, jenes Appetit machende Getränk, das in der nahe gelegenen Stadt, die sich meist als Lagunenstadt titulieren lassen muss, erfunden, jedenfalls populär gemacht wurde.
Damit wären wir aber schon bei der schlechten Nachricht. Wenn sich der Durchreisende an einigen zwei, drei Sprizz gelabt hat und bestimmt trotz der dazu gereichten Chips, Erdnüsse und Oliven noch ein leichtes Hungergefühl empfindet, und sich auf Restaurantsuche begibt, dann …
… ja dann wird er von den immer noch beim Sprizz sitzenden Einheimischen sicher ein paar gut gemeinte Tipps für eine leckere trattoria bekommen, allerdings begleitet von tief gefurchten Stirnen, die von der Unwahrscheinlichkeit kunden, dort mit offenen Armen empfangen zu werden.
Denn es ist Montag – ganz schlecht schon mal. Montags geht ein Italiener nicht essen. Schon gar nicht in Cittadella. Tutto chiuso! Der Montag ist geschlossen.  Und der August sowieso. Denn vom 1. bis 31. ist Italien geschlossen. Das bedeutet eine landesweite Abwesenheit von Einheimischen infolge der flächendeckenden Ferien, die offensichtlich besonders von den hiesigen Restaurant-, Trattoria und Pizzeria-Besitzern bitterernst genommen wird.
Nun mag man einwenden, dass Anfang September klassischerweise nicht mehr direkt zum August gezählt wird. Ja, aber das ist erstens ganz schön pedantisch gedacht, also schon mal gar nicht italienisch, und zweitens müssen solch ausgedehnte Augustferien mental und organisatorisch gut vorbereitet und langsam ausgeklungen lassen werden. Weshalb wegen der Augustferien im Großen und Ganzen gegen spätestens Mitte Juli sicherheitshalber keine Arbeiten mehr angenommen werden und vor Ende September auch noch nicht wieder ernsthafte geschäftliche Aktivitäten zu verzeichnen sind. Auch nicht gastronomische.
Dass wir doch noch etwas zu Essen bekamen und durchaus sehr lecker (darum muss man sich in diesem ansonsten gesegneten Land ja nahezu nie Sorgen machen), lag an dem glücklichen Umstand, dass unser Hotel, außerhalb der Mauern gelegen, bis 22 Uhr sein Restaurant geöffnet hatte, Dort gab es Pasta, Burrata, Tagliata und einen leckeren Weißwein, was wir in absoluter Ruhe zu uns nehmen konnten. Die übrigen Tische waren nicht besetzt. Halt Montag und August.
Grüsse an den (hier schon vergangenen) Sommer
Jan

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