Büroklammer

greetings from Büro

von

 Büroklammer

 

ZWEITES LEBEN

Jedes Ding hat seine Zeit. So ist es doch, oder? Irgendwann ist sie eben abgelaufen, dann wird etwas Neues erfunden und das Alte gerät schnell in Vergessenheit – soviel schon mal als Teaser für unsere angedachte „Liste der vergessenen Dinge“. Der Tonfilm war das Ende vieler Stummfilmstars, die CD hat die Schallplatte (weitestgehend) abgelöst und ist schon selbst auf dem Abstellgleis, und die Musikvideos haben manchen unfotogenen Musiker von der Bildfläche verschwinden lassen. Video killed the Radio Star.

Eine der wenigen Ausnahmen bildet ein ziemlich unscheinbares Utensil, das seine besten Zeiten eigentlich längst hinter sich hat: die Büroklammer. Sie hat sich über Jahrzehnte nützlich gemacht, indem sie zusammengehalten hat, was zusammengehört, nämlich Druckerzeugnisse, und zwar verletzungsfrei im Gegensatz zu Tackern, Lochern und anderen gewalttätigen Büro-Gerätschaften. Ja, sie hatte auch schon zu besten Zeiten zu leiden unter gelangweilten Sekretärinnen und Redakteuren, die den kleinen Helfer gedankenlos verbogen und ihn so dem Untergang im Papierkorb weihten. Andererseits konnte sich eine Büroklammer sogar in der Medizin nützlich machen und – kurz erhitzt und desinfiziert – zum Aufstechen von Blutblasen herangezogen werden.

Insgesamt aber blühte ihr für das digitale (angeblich papierlose) Zeitalter wenig Gutes. Aber sie konnte sich – mit ein bisschen Glück – bei iphone-Besitzern äusserst beliebt machen. Ihr Glück ist, dass sie genau in jenes kleine Loch passt, in das man stechen muss, um das Fach für die SIM-Card zu öffnen. Gewissermaßen eine Funktions- Metamorphose. Und ein echter Karriere-Sprung im hohen Alter.

Herzlichen Glückwunsch von Jan

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