DON CAMILLO UND PEPPONE
Es ist ja viel Negatives geschrieben worden in letzter Zeit über das Sehnsuchtsland der Deutschen und ich muss zugeben, dass meine Liebe zu meinem Traumland in den bräsigen Berlusconi-Jahren auch sehr abgekühlt ist.
Andererseits: Es gibt wahrscheinlich kein Volk das Gegensätzliches, sich eigentlich Ausschliessendes so charmant unter einen Hut bringt wie Italiener. Sie essen morgens fast nichts, mittags ein bisschen und schlagen sich abends den Bauch voll – nach modernen Ernährungsrichtlinien genau falsch rum. Und doch gilt ihre Ernährung als „Mittelmeer-Diät„. Die denkbar schmackhafteste noch dazu. Sie wählen eine missratene Regierung nach der anderen, die in der Mehrheit (unter dem dauergrinsenden B. ausschliesslich) idiotische Gesetze erlässt – an die sich dann sowieso niemand hält. Ehrensache. Sie plappern den ganzen Tag ohne Punkt und Komma. Sie reden so viel, wie es überhaupt gar nicht zu sagen gibt. Es klingt eben so toll. Finden sie wahrscheinlich selber.
Und sie können eine so ernste Angelegenheit wie die Kommunistische Parteizentrale des venezianischen Bezirks Castello aussehen lassen wie eine überdrehte 70er-Jahre-Studentenbude – mit zahllosen gemalten Che-Guevara-Portraits an den Wänden. Mit weitem Abstand meine Lieblings-Location der politischen Landschaft in Europa. Es stört sie dabei nicht im Geringsten, dass neben dem Eingang der Zentrale jene Heiligenbilder postiert sind, denen der grosse Erfinder des Kommunismus, vorgeworfen hat, sie seien „Opium für das Volk“. Als würden Don Camillo und Peppone ihren Zwist hier an die Kanäle verlegt haben. Wahrscheinlich, weil sie ihren wahren Heiligen drinnen zwischen all den Revolutionärs-Abbildern huldigen. Dort steht erst auf den zweiten Blick zu entdecken: „Sempre e solo l‘ Inter“. Das was wirklich zählt: Der Fussballclub Inter Mailand.
Forza Italia!
Ciao Gianni
