Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Tag archive

Berlin

Auf der Suche nach Rehen

von
GF_Kudammtheater226

  GREETINGS FROM VERSCHWINDEN So, das wars jetzt; gestern abend um 21:10 fiel, nein: schloss sich in den sogenannten Kudamm-Theatern der letzte Vorhang vor dem Total-Abriss. Am Ende, als es nicht mehr zu ändern war, tat es eigentlich allen leid, außer vielleicht dem Investmentfonds „Mars Propco 1“, der in dem riesigen Block neu bauen will. Sieht mans rein ästhetisch, ist das Todesurteil allerdings schon 44 Jahre alt, seit nämlich in den Siebzigern das sogennante Kudamm-Karree brutal über die historischen Bühnen – immerhin Original Max Reinhard -und Oskar Kaufmann-Sääle – gestülpt wurde, ihnen ihre eigenen Fassaden nahm und nur noch schmale Billigkino-ähnliche Entrees liess. Wer sollte hinter solchen Eingängen – vielleicht außer Harald Juhnke – irgendetwas Schützenwertes erwarten? Was zu der interessanten Frage führt, wo sich überhaupt die vielgerühmte Aura aufhält, wie man sie in neuere Zeiten führt und wann sie verschwindet. Wie fragil das ist, lässt sich gerade am Kudamm mehrmals beobachten. Das Wirtschaftswunder-Café Kranzler vertrug zwar durchaus noch einen 4 fach grösseren Glasüberbau von Hellmuth Jahn…

Keep Reading

Giraffen im Nebel

von
038F3A52-8A4A-45CD-8BE3-70FED378CBC9

GREETINGS FROM BRÜSSEL Alljährlich lockt Berlin mit der ITB, was offiziell als Abkürzung für Internationale Tourismus Börse steht. Hier wimmelt das Fernweh durch die vollen Hallen, wollen weissbärtige Männer zum 200sten Geburtstag von Karl Marx in seine Heimatstadt Trier locken und eine silberne Beethoven-Figur zu dessen 250sten Geburtstag nach Bonn. Renner sind die Hallen der südostasiatischen Reiseziele, das heisst allerdings, dass man dort nur im Schneckentempo voran kommt. Beliebte Selfie-Motive sind Mogli und Shir Khan in der indischen Ecke und ein Giraffenkopf aus nächster Nähe im Bereich Kilimanscharo. Viele Regionen setzten aber nicht nur auf Prominenz oder Tierisches, sondern mehr oder weniger gezielt auf Nebel. Genauer: vernebelte Sinne. Chile zum Beispiel bietet um 12.30 eine umfangreiche Weinprobe an, die eigentliche einen sofortigen Mittagsschlaf nach sich ziehen müsste. Haupverdächtiger dieser arglistigen Strategie ist unser kleiner Nachbar Belgien. Mein Mitblogger Rolf  weiss, wovon ich spreche. Die Halle mit den Reiseanbietern verschiedener belgischer Regionen…

Keep Reading

Berlin und sein Hundekopf

von
Hundekopf*

GREETINGS FROM BAHNSTEIG Wann es angefangen hat, weiss ich nicht mehr. Ob es je nochmal aufhört, auch nicht: Wann immer ich auf einen Berliner Stadtplan schaue, sehe ich einen Hundekopf. Wie bei einem dieser psychologischen Tests –  wobei damit in Berlin nur getestet wird, ob man Berliner ist oder Tourist. Denn Alteinwohner kennen die Silhouette seit 1877, so alt ist die Bahnstrecke, die damals weit um die Stadt herumfuhr, heute markiert sie gleich mehrfach den Citybereich, als Fahrscheingrenze, als Umweltzone und neuerdings auch als Makler- und Sozial-Signal: Wer jetzt nicht innerhalb des Berliner S-Bahnrings wohnt, wird es, geldmässig gesehen, so bald nicht mehr können… Von fern – ungefähr, wo der Hund hinspucken würde – grüsst ROLF

Keep Reading

Zum Style-Trip zurückbleiben bitte!

von
GF_UbahnenBerlin8

GREETINGS VOM UNDERGROUND Wer von den 70ern nicht nur die hässliche Seite sehen möchte, kann das in Berlin tun. Both Sides Now, wie wir Pophistoriker sagen. Auf der U-Bahn-Linie 7 zwischen Spandau und Charlottenburg haben sich Tunnel-Dekore erhalten, die zur Premiere von Architekten als modisch belächt wurden. Heute  gefallen sie genau deswegen: gut konservierter optimistischer Zeitgeist. Entworfen vom damaligen Senatsbaudirektor Rainer G. Rümmler und verwirklicht ab 1980, fangen sie gleich zwei Dekaden zwischen Hippie-Psychedelic und früher Postmoderne ein. Der märchenhafteste Kachel-Tunnel (Station Paulsternstrasse von 1984) sollte an Schmetterlinge, Rohrpflanzen und Blumen der früheren Spree-Moore erinnern. Oder hat da der Amtsbaurat was falsches geraucht und von Mailand und Memphis geträumt, ohne dass es jemand gemerkt hat? Zum erstenmal fällt mir auf:  So ähnlich wars vermutlich tatsächlich in Mailand rund um Sottsass & Freunden – und die Memphis Ästhetik ist eigentlich nichts anderes als etwas scharfkantigerer Hippie-Style. Schon wieder was gelernt – und das in Berlin!  Berauschte Grüsse von ROLF

Keep Reading

Im Zeittunnel

von
GF_KudammKarree4

GREETINGS AUS DEN 70ERN Geld stinkt nicht? Doch, ein bisschen müffelt es. Dazu das funzelige Licht. Aber ich will nicht klagen, es hat sich ja gelohnt – einmal falsch abgebogen und ein wissenschaftliches Rätsel gelöst: Es GIBT Zeittunnel. Wer vom Berliner Kurfürstendamm Nr. 207 das gleichnamige Karree betritt und mutig immer geradeausgeht, auch dann noch, wenn die Läden leer sind, die Schritte hallen, der ist in Minuten in den 70er Jahren gelandet, allerdings in der hässlichen Version. Für die alten Rasterdeckenleuchten gäbe zwar nicht nur Konstantin Grcic ein bis zwei Finger, dürfte er sie neu entwerfen (wie wir Design-Rating-Agenten sagen), doch ansonsten dominiert die ganze überlagerte Tristesse der Siebziger, in denen man immer riesiger baute und zum Ausgleich Retrogemütlichkeit  zwischen Flohmarkt- und Oma-Ästhetik mochte. Vorbei, auch in den Kneipen „bei Manne“ oder im „Veltinsstübchen“. Nur das Geld hat Geduld, nach endgültiger Entmietung will sich die Riesenimmobilie neu erfinden, nicht mehr als „Karree“ sondern nach dem Vorbild der Münchner „5 Höfe“ in aufgelockerter Flagshipstore-Urbanität. Historische Grüsse von ROLF PS: Wer in Berlin…

Keep Reading

1 2 3 10
Go to Top