GREETINGS FROM HARRY Auf Partys, die eher Massenveranstaltungen sind, also zum Beispiel die Eröffnungsfeier der Biennale der Architektur in Venedig, wird gern ein sogenanntes „Flying Buffet“ gereicht. Der Begriff ist der Gipfel einer Mogelpackung. Es wird nämlich erst gar nichts gereicht und man versucht sich, mit dem einen oder anderen Prosecco über Wasser zu halten (sorry für das schiefe Bild), dann kommen hin und wieder Kleinst-Häppchen vorbeigehuscht, die quasi nicht essbar sind (nicht unbedingt wegen mangender Qualität, nicht unbedingt jedenfalls) sondern weil das Fingerhut-Süppchen ohne Löffel, das Salätchen ohne Gabel, etc. gereicht wird. An der Qualität wird mittlerweile auch gespart, getreu dem Motto: “ Hunger ist der beste Koch.“
Also entschliesst sich eine Kleingruppe von Journalisten aus aller Welt, gemeinsam eine Trattoria aufzusuchen, zwecks Einnahme einer ordentlichen Pasta. In diesem Fall habe ich mich der Gruppe angeschlossen, aber bei der Entscheidungsfindung nicht mitgewirkt. Die Wahl fiel auf „Harry’s Bar“, Erfinder des Pfirschich-Prosecco-Cocktails „Bellini“ und ebenfalls offensichtlich Erfinder des Gelddruckens in Form von Essen und Getränken anbieten. Pasta in Tomatensauce ab 50 Euro (pro Teller), Hauptgerichte, die secondo piatti, ab 65 oder was weiss ich. Wir haben trotzdem bestellt. Da wir auch noch Wein dazu trinken wollten, haben wir uns bescheidenerweise für den Hauswein entschieden. Das hätten wir nicht tun sollen. Die 50-Euro-Pasta war nicht schlecht („Hunger ist der beste…“), aber der Wein war eine Zumutung. Den kann man vielleicht an ahnungslose Touristen von sonstwo verkaufen, aber wir, zusammengewürfelt aus Schweden, Brasilien, der Schweiz und Spanien, waren doch ziemlich entsetzt. Ich hätte den Wein eigentlich gar nicht probieren müssen, oder besser gesagt: dürfen. Als der nette Kellener mit der Karaffe ankam, wusste ich, dass daran nur Fusel sein kann. In solch ein Gefäss tut man nichts anderes (siehe Abbildung). So schön dieses Lagunen-Städtchen ist, es hat doch fast an jeder Ecke bodenlose Frechheiten parat. Aber zu Harry geht ja ausser Touristen, Irren und ausgehungerten Journalisten sowieso niemand mehr schätzt JAN