Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Mai 2015

Goodbye, verrückte Männer

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GREETINGS FROM MAD MEN Jetzt ist’s also endgültig aus mit Don Drapers immer wieder verlängerten Agenturabenteuern aus der Madison Avenue. Und wenn ich aus ihnen eines gelernt habe, dann daß in Sachen Abschied-Von den-Guten-Alten-Allmachtsphantasien-Zeiten die Werber den Journalisten ja eigentlich nur vorausgegangen sind. Aber schön wars doch. Mein letzter Chefredakteur hatte sich seine Bürotür noch blaugrau streichen und seinen Namen in Versalien darauf setzen lassen wie der charismatische Fernsehwerber. Hat auch ein paar Jahre super funktioniert. Blöd nur, daß jetzt sogar das ganze Redaktionshaus verkauft werden soll, inclusive stylischer Madison-Avenue-Tür – schöpferische Zerstörung. Werbe-Grüsse sendet ROLF

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Es war nicht alles schlecht

von
EsWarNichtAllesSchlecht

GRRETINGS VOM FORTSCHRITT Wie relativ doch alles ist. Sieht das wunderschön streng-gerasterte Haus oben nicht aus wie eines der ganz neuen wunderbaren Bürohäuser rund um den Berliner Hauptbahnhof aus den 10er-Weltstadt-Boomjahren des 21. Jahrhunderts?  In Wirklichkeit sehen wie hier einen späten Sieg des Sozialismus. „Überholen ohne einzuholen“ wollte der ja den Kapitalismus. Und er hat’s  ja teilweise geschafft, nur hatte er es selbst nicht gemerkt. Denn das Bild oben zeigt das Außenministerium der DDR, 1964 von Nationalpreisträger Josef Kaiser entworfen, 30 Jahre später wie auch der gegenüberliegende „Palast der Republik“ abgerissen. Was sagt uns das? Pech gehabt, bestraft vom Leben: gestalterisch kam der Bau 50 Jahre zu früh – und er stand zwei Kilometer zu weit östlich. Ost-West-Grüsse sendet ROLF  

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Es war nicht alles gut

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GREETINGS VON DER SCHLANGE Alle wollten das Beste, aber leider, leider hat’s nicht geklappt. Nachdem 1989 die Mauer fiel, war die 400 meter lange   „Nutheschlange“ das erste westliche Immobilienprojekt in Berlins wiedergewonnem Umland. Ein Wohnriegel in Potsdam-Babelsberg, wie man ihn in der DDR-, aber auch in Westberlin noch nie gesehen hatte. Kein Plattenbau (weder östlicher noch westlicher Tradition – wenn man ehrlich ist, unterscheiden sich ja manche 70er und 80er Westgrosssiedlungen sowie kaum von ihren tristen VEB-Brüdern), sondern eine extrem individualistische Zusammenfügung von allem, was Geometrie- und Grafik-Baukasten hergeben: Vorsprünge und Ausbuchtungen, geschwungene Dächer, verglaste Übergänge. Architekt war der Westberliner Hinrich Baller, der entlang einer Schnellstrasse eine Phantasielandschaft modellierte aus Reihen-Hochhaus, eingeschobenen Hügeln, Terrassengärten, Laubengängen, begrünten Parkhauskellern und über einen künstlichen Bach hochgestelzten Einzelhäusern. Sowas gab’s noch nie und alle staunten: So schön, so menschenfreundlich kann der Westen bauen? Wohl leider doch nicht, wie sich heute zeigt, denn das Prestige-Projekt aus der ersten Wendeeuphorie entwickelt sich für den Inhaber, die kommunale Wohnungsgesellschaft, zu…

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Stammtischregeln

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GREETINGS FROM BIERGARTEN Es gibt wohl nichts, vor dem ich soviel Respekt wie vor Stammtischen“. Fast schon Angst. Ich meine jetzt nicht vor dem, was dort so von sich gegeben wird. Obwohl die sprichwörtlichen Parolen durchaus oft beängstigend sind. Ich rede davon, dass ich niemals unter keinen Umständen an einem unbesetzten Stammtisch Platz nehmen würde, geschweige denn mich zu bereits dort sitzenden Personen zu gesellen. Um so bemerkenswerter ist, dass ich neulich mal wieder in München (das häuft sich komischerweise) mal wieder bei strahlendem Sonnenschein (wenn ich selbst dort bin, gönne ich ihn den Münchner ausnahmsweise) mal wieder im Augustiner Biergarten plötzlich an einem solchen sass. Nur, weil die Bedienung mir freie Platzwahl zusicherte („überall, wo Bierdeckel liegen“) und weil das der nächstgelegene sonnenbeschienene Platz war. Da sass ich also und alsbald gesellte sich Heiko zu mir. Heiko stellte sich vor als 77jähriger Münchner, seit über 50 Jahren Dauergast hier…

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Sei kein Frosch

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GREETINGS FROM HAMBURGER WETTER Und nun das Wetter … Ich weiß nicht mehr, welcher Nachrichtenmoderator so zum meteorologischen Teil der News überleitete, aber ich weiß noch, dass ich diese Worte, seit es mich beruflich nach Hamburg verschlagen hat, stets als Drohung oder mindestens als bedrohlich empfunden habe. Meist zu recht. Ich habe mich ja schon hin und wieder über den hiesigen Menschenschlag mokiert, der kein schlechtes Wetter kennt, nur schlechte Kleidung, der sich ab Sonnenschein und 16 Grad Schattentemperatur ernsthafte Sorgen um die Vegetation macht (bei tagelangem Dauerregen übrigens nicht) und der ab zwei Tagen bei 20 Grad oder – Gott bewahre – wärmer unter einer unerträglichen Hitzewelle leidet. Denen macht die Wettervorhersage und der reale Blick aus dem Fenster nichts aus. Nach über 20 Jahren in hanseatischer Verbannung dachte ich, ich hätte mich an diese Klima-Katastrophe gewöhnt. Und habe mich ja sogar in diesem Umfeld schon zu einer kleinen Jubelarie hinreissen lassen, als ich…

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