Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Oktober 2016

Immer ganz Ohr

von
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GREETINGS FROM SIRI Neulich war ich in Mailand. Beruflich. Ich musste, um eine Foto-Location zu organisieren, mehrmals mit einer Dame aus dem Vermietungsbüro telefonieren. Als ich am nachmittag noch ein weiteres Gespräch mit ihr tätigen wollte, suchte ich ihre Nummer in der Anrufliste meines iPhones (6S). Ich fand sie schnell (italienische Vorwahl), aber was darunter stand, haute mich doch fast aus den Latschen. Mein iPhone hatte hinzugefügt: „Vielleicht: Stefania“. Das stimmte, aber woher wusste es das? Gespeichert hatte ich die Nummer nicht, der Email-Verkehr mit ihr fand ausschließlich von meinem Büro-Rechner statt. Einzige Erklärung: Siri hört mit! Und denkt sich ihren Teil. In diesem Fall recht einfach, ich hatte die Dame ja immer mit ihrem Namen angesprochen. Aber was hört Siri sonst noch? Und speichert es ungefragt ab? Ein wenig mulmig grüßt Jan

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Pech gehabt

von
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GREETINGS FROM KULTURSTADEL Zweimal schon schrieben wir hier über Berlins architektonisches Katastrophengebiet Kulturforum, das mit einem Museum der Moderne noch eine letzte Chance zur visuellen wie sozialen Reparatur bekommen hatte. Eine Aufgabe, die eigentlich unlösbar war und jetzt (um auch, aber nicht nur uns selbst zitieren) kam auch noch Pech hinzu. Denn wenn einer in der über Jahrzehnte verbauten Platzcollage –  eine Kirche, zwei Konzertsäle, drei Museen aus gefühlt sechs Stilrichtungen – noch etwas hätte retten können, wäre es tatsächlich das Superduo HerzogdeMeuron gewesen. Die Schweizer aber, weltweit für frische Architektursichten vom Museum bis zum Fußballstadion geehrt, lieferten nun in dem eingeladenen Finalwettbewerb  ihre bisher schwächste Idee ab: ein optisch einstöckiger, langgezogener Satteldachziegelriegel. Auf irgendeiner Metaebene lässt sich der Landlook vielleicht als Ironie-Kontrast zum modernen Inhalt verkaufen, aber unser Greetings-From-Betriebspsychologe erklärt es viel einfacher: schuld sind die anderen, die Nachbarn namens Mies van der Rohe und Scharoun. Dazwischen konnten sich HerzogdeMeuron wohl nur noch mit einer Mischung aus Unterwerfung & Selbstüberschätzung befreien. Ein…

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Essen auf Rädern

von
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  GREETINGS FROM BRINGDIENST Es wird enger in den Bars und Restaurants. Nicht dass plötzlich wieder mehr Gäste kommen. Nein, die bleiben selbstverständlich zu Hause vor dem Fernseher. Wo sie wahrscheinlich Koch-Shows sehen, weshalb sie nicht dazu kommen, selbst Essen zu machen. Also bestellen sie was. Das haben sich findige Startups zunutze gemacht und liefern, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Sogar Speisen aus meiner Eckkneipe, die man schon sehr wohlwollend zu sich nehmen uns, um sie zu mögen, dafür sind sie aber auch alles andere als günstig.  Ich finde ohnehin geliefertes Essen, ausser für gebrechliche ältere Menschen überflüssig. Jetzt stehen seit neuestem in besagter Kneipe, deren Namen ich sicherheitshalber nicht nenne, um kein Lokalverbot zu riskieren, ständig ein bis drei in unpassendem Pink gekleideten (nur ein Beispiel) abholbereite Lieferanten mit überdimensionalen ebenfalls pinkfarbenen Thermo-Rucksäcken vor dem Tresen rum, dort wo man eigentlich trinkt, quatscht oder flirtet, und versperren Weg und…

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Der Zahn der Zeit

von
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GREETINGS FROM KALTEN KRIEG Es begab sich zu einer Zeit, da waren sich der Amerikaner und der Russe nicht so wohlgesonnen. Jetzt auch nicht so sehr, aber damals noch weniger. Ihre prinzipielle Abneigung drohten sie auf deutschem Boden austragen zu wollen, schließlich gehörte ja seit dem gemeinsam gewonnen Krieg in gewissem Sinne jedem ein Teil davon. Der Russe lauerte im Osten. Der Ami lauschte im Westen. Für seinen diabolischen Plan, die Gespräche der Ostfeinde bis hin nach Moskau abzuhören, hatte sich der amerikanische Geheimdienst passenderweise den Berliner Teufelsberg ausgesucht, eine gut hundert Meter hohe Erhebung im Grunewald, entstanden kurz nach dem Krieg aus Schuttresten. Zwischenzeitlich hätte es dieser Hügel sogar fast zu alpinen Skisportehren gebracht. Man glaubt es kaum. Die Abhörstory des umtriebigen CIA auch eigentlich nicht. Bis zu 2000 Agenten haben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen seit 1957 von diesem Berg aus den Osten belauscht, bis sie in den späten 80ern…

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Crazy, sexy, cool!

von
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GREETINGS FROM THE 60’S Ich bin ein Kind der 60er, vielleicht liegt es daran. Auch wenn ich an dieses in meiner Vorstellung gesegnete Jahrzehnt wegen zu erheblicher Minderjährigkeit nur wenig reale Erinnerungen habe, komme ich doch (auch berufsbedingt) immer wieder zu dem Schluss, dass diese Umbruchjahre mindestens in ästhetischer Hinsicht das Nonplusultra mindestens des letzten Jahrhunderts waren. Architektonisch mutig und visionär, gestalterisch unerreicht und dauerhaft, modisch elegant und sexy – und immer eigenwillig, authentisch und super modern. Und vor allem: unfassbar cool. Einen Höhepunkt diesbezüglich verkörpert für mich das Foto dieses jungen Paares, genauer: jungen Ehepaares. Das Foto entstand direkt nach ihrer Hochzeit. Kein spiessiger Schleier, garantiert vorher auch kein unsäglicher Junggesellenabschied, sie trägt ein schlichtes Kleid, er ein offenes Streifenhemd. Dabei war es die Hochzeit des Jahres. Garantiert. Und zugegeben, nicht jeder hätte so eine phantastische Figur gemacht wie Brigitte Bardot und ihr Frischangetrauter, Gunter Sachs auf der Fahrt…

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