Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Rolf - page 16

Rolf has 148 articles published.

Goodbye, verrückte Männer

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GREETINGS FROM MAD MEN Jetzt ist’s also endgültig aus mit Don Drapers immer wieder verlängerten Agenturabenteuern aus der Madison Avenue. Und wenn ich aus ihnen eines gelernt habe, dann daß in Sachen Abschied-Von den-Guten-Alten-Allmachtsphantasien-Zeiten die Werber den Journalisten ja eigentlich nur vorausgegangen sind. Aber schön wars doch. Mein letzter Chefredakteur hatte sich seine Bürotür noch blaugrau streichen und seinen Namen in Versalien darauf setzen lassen wie der charismatische Fernsehwerber. Hat auch ein paar Jahre super funktioniert. Blöd nur, daß jetzt sogar das ganze Redaktionshaus verkauft werden soll, inclusive stylischer Madison-Avenue-Tür – schöpferische Zerstörung. Werbe-Grüsse sendet ROLF

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Es war nicht alles schlecht

von
EsWarNichtAllesSchlecht

GRRETINGS VOM FORTSCHRITT Wie relativ doch alles ist. Sieht das wunderschön streng-gerasterte Haus oben nicht aus wie eines der ganz neuen wunderbaren Bürohäuser rund um den Berliner Hauptbahnhof aus den 10er-Weltstadt-Boomjahren des 21. Jahrhunderts?  In Wirklichkeit sehen wie hier einen späten Sieg des Sozialismus. „Überholen ohne einzuholen“ wollte der ja den Kapitalismus. Und er hat’s  ja teilweise geschafft, nur hatte er es selbst nicht gemerkt. Denn das Bild oben zeigt das Außenministerium der DDR, 1964 von Nationalpreisträger Josef Kaiser entworfen, 30 Jahre später wie auch der gegenüberliegende „Palast der Republik“ abgerissen. Was sagt uns das? Pech gehabt, bestraft vom Leben: gestalterisch kam der Bau 50 Jahre zu früh – und er stand zwei Kilometer zu weit östlich. Ost-West-Grüsse sendet ROLF  

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Es war nicht alles gut

von
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GREETINGS VON DER SCHLANGE Alle wollten das Beste, aber leider, leider hat’s nicht geklappt. Nachdem 1989 die Mauer fiel, war die 400 meter lange   „Nutheschlange“ das erste westliche Immobilienprojekt in Berlins wiedergewonnem Umland. Ein Wohnriegel in Potsdam-Babelsberg, wie man ihn in der DDR-, aber auch in Westberlin noch nie gesehen hatte. Kein Plattenbau (weder östlicher noch westlicher Tradition – wenn man ehrlich ist, unterscheiden sich ja manche 70er und 80er Westgrosssiedlungen sowie kaum von ihren tristen VEB-Brüdern), sondern eine extrem individualistische Zusammenfügung von allem, was Geometrie- und Grafik-Baukasten hergeben: Vorsprünge und Ausbuchtungen, geschwungene Dächer, verglaste Übergänge. Architekt war der Westberliner Hinrich Baller, der entlang einer Schnellstrasse eine Phantasielandschaft modellierte aus Reihen-Hochhaus, eingeschobenen Hügeln, Terrassengärten, Laubengängen, begrünten Parkhauskellern und über einen künstlichen Bach hochgestelzten Einzelhäusern. Sowas gab’s noch nie und alle staunten: So schön, so menschenfreundlich kann der Westen bauen? Wohl leider doch nicht, wie sich heute zeigt, denn das Prestige-Projekt aus der ersten Wendeeuphorie entwickelt sich für den Inhaber, die kommunale Wohnungsgesellschaft, zu…

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Warum nur, warum?

von
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GREETINGS VOM KITSCH Wahrscheinlich brauchen wir hier bei greetings-from die Rubrik „ohne Worte“. Vor allem, wenn einem wirklich die Worte fehlen. Das Bild oben zeigt die Grabstelle von Udo Jürgens in Wien. Ein übergrosser Flügel, abgedeckt mit einem Tuch, ausgeführt in sechs Tonnen Marmor, geschmückt mit Autogramm-Logo. Was ist da schiefgelaufen? Zumal das Riesenstück mit der Melodramatik einer Musikantenstadl-Kulisse von Udo Jürgens‘-Bruder stammt, Manfred Brockelmann, einem ansonsten ernsten und auch ernstgenommenem Künstler? Trauernde Grüsse sendet ROLF

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Das Kaufhaus des Nordens

von
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GREETINGS AUS HAMBURG Nach vielen Wochen das erste Mal wieder kurz in Hamburg gewesen. Was auffällt: erstmal nix; alles wie immer; viele Touristen, das Übliche: abends in die Musicals, tagsüber shoppen. Allenfalls scheint mir Hamburg mit Abstand, deutlicher  als von innen gesehen, Kopenhagen sehr verwandt. Und die Baustellen fallen klarer ins Auge – die guten wie die schlechten. Das alte sympathisch kompakte Spiegelhhochhaus an der Ost-West-Strasse ist inzwischen bis auf sein inneres Tragwerk weg. Schade. Dafür sieht der eingerüstete St.Nicolai-Kirchturm jetzt aus, als sei es er kleiner historischer Wolkenkratzer. Der neue Apartmentturm in der Speicherstadt ist verglichen mit der Verkaufsvisualisierung eine Riesenenttäuschung und Zaha Hadids Hafeneinfasung mit den asymmetrischen Treppenstufen kommt pro Monat auch nur 20 Meter weiter, ich fürchte, da werden sich meine Ex G+J-Kollegen eher in Gütersloh oder Norderstedt wiederfinden als nochmal in der Mittagspause auf dem fertigen Elbkantenhochufer. Ein bisschen skurril sieht die Zwischennutzung aus: unten Pritzker-Preis-Architektur, oben hölzerne Wurstbuden für den Hafengeburtstag. Die Elbphilharmonie wirkt dagegen schon so…

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