Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Arts - page 11

Drei Turmgeschichten

von
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GRETINGS VON GANZ OBEN Wenn ich mich auf meinem neuen Balkon weit nach rechts herauslehne und nicht herunterfalle, sehe ich fern im Westen drei größere Gebäude den Wald-Horizont überragen. Eine Kuppel mit einer großen Fahnenstange, das ist Wolfgang Joops Wunderkind-Atelier. Joop ist ja gebürtiger Potsdamer und kam nach der Wende schnell an den Ort seiner Kindheit zurück, sanierte das familiäre Riesengehöft Gut Bornstedt, bis er von dort nach einem Yellow Press-reifen Streit mit und von seiner Tochter Jette vertrieben wurde. Jetzt hat er am romantischen Heiligen See zwei Villen als Wohnarbeitsschwerpunkt – und auf einer weht eben die Riesenfahne zum Zeichen seines gelungenen Neuanfangs in egogemässer kreativer Stadtkommandantur. Darüber die Zwillingstūrme des Belvedere, eine Schlossanlage, die sich der italienverliebte  Friedrich Wilhelm IV. auf den Gipfel des Pfingstberges u.a. von Persius zur Inszenierung der schönen Aussicht bauen liess. Eben diese wurde ihr in der DDR zum Verhängnis. Weil man hier sowohl über auf die Westberliner Havelseen wie auch auf russische Geheimdienststellen sehen…

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Ende Legende

von
FalscherCorbusier

GREETINGS VON CORBUSIER Inzwischen ist’s 50 Jahre her, daß an einem Augustmorgen ein alter Mann an den Steinstrand der Cote d’Azur gespült wird, kollabiert beim Schwimmen im Mittelmeer, seinem sommerlichen Fitnessritual unterhalb seiner selbstgezimmerten Urlaubshütte. „Tod durch Herzinfarkt“ wird der Notarzt in den Totenschein schreiben, doch es gibt nicht wenige, die in der bildstarken Dramatik eine letzte Selbstinszenierung des 78jährigen Le Corbusier sehen, der seinen Tod, wenn nicht gesucht, so doch erwartet und mitgestaltet hat. Wenige Monate vorher hatte er mit Cesare Cassina einen Vertrag gemacht, der beide Männer zu Paten des modernen Design-Business‘ werden liess. Le Corbusier, schon zu Lebzeiten eine Architektenlegende, erlaubte der italienischen Familienfirma, seine Möbelentwürfe, bis dahin fast nur in bau-begleitenden Kleinauflagen gefertigt, exklusiv in Serie zu produzieren. Was dem Bauhaus nicht gelungen war, schaffte Cassina mit der „iMaestri“-Collection: die Etablierung einer moralisch, kulturell, technisch und rechtlich abgesicherten nicht mehr Handwerk- oder Ingenieurmässigen, sondern künstlerischen Autorenschaft für Sessel und Sofas. Nach dem Modell Cassina&Le Corbusier wollte…

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Träume in Stein

von
Innenministerium

GREETINGS VON FREUD Humor hat er ja, der Berliner, auch in der Architektur. Die Fassaden werden immer abweisender, aber an der Spree hält man sich sowieso lieber an innere Werte, weiss ja jeder: arm, aber sinnlich. Lange hielt im geteilten Berlin des Areal zwischen Gedächtniskirche und Urania den Rekord „trostlosestes Büroneubaughetto der City“; Berlingefördert, korrekte Traufhöhe, darunter lieblosester Subventions-Beton. Wer hier arbeitete und nicht gleich aus dem Fenster springen wollte, brauchte was Tröstliches fürs Auge. Die originellste Idee hatten die Planer der DIN-Zentrale (korrekt heisst es das DIN, das Deutsche Institut für Normung); in deren Innenhof pflanzten sie nicht nur ein paar Büsche, sondern gönnten den 400 Mitarbeitern ein ganz individuelles Bild zum Träumen: einen grossen aus Steinplatten akkurat gelegten DIN-A-4-Bogen. Selbstironie jenseits aller Norm, die aber – Meisterschaft der Dialektik – Maßstäbe setzte. Heute ist das traurigste Neubauviertel Gesamtberlins die Gegend rund um Hauptbahnhof und noch entstehender Europacity. Hier eröffnet nächsten Monat das neue großmöglichst-unterkühlte Innenministerium mit ähnlich innenliegendem Sinn für…

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Männer first

von
Brigitte2

GREETINGS VON DEN PIONIEREN So, lieber Reporterfreund Jan, selbst hier bei GreetingsFrom, bekannt für seine Gender-Korrektheit und Frauenfreundlichkeit, müssen wir uns heute zur Ausgewogenheit mal kurz stolz zurücklehnen. Erinnerst Du Dich an unseren Supercoup im letzten Sommer im Ostberliner Plänterwald?  Leider müsste ich ehrlicherweise und genauer sagen: DEIN Soupercoup. Ich wollte für Dein A&W-Magazin eine Architektur-entlang-der Spree-Geschichte machen und das war Dir zu langweilig und irgendwie hast Du es geschafft, einen verlassenen Vergnügungspark in das Thema reinzuschmuggeln, was mit Architektur und mit Wohnen eigentlich soviel zu tun hat wie offene Grundrisse mit Karrusselfahren. Leider gab es nirgendwo eine Fotogenehmigung und so sind wir irgendwie über einen Zaun gestiegen und fühlten uns verwegen wie Woodward und Bernstein im Dienste der Style-Geschichte. Erst recht als uns zwei uniformierte Damen verscheuchten, als seien wir dekadente Westagenten im volkseigenen Spasspark. Jetzt, Monate später, ist unseren Entdeckerspuren die BRIGITTE gefolgt und hat vor den immer noch einsamen Riesenrad- und Achterbahn-Kulissen ihre Sommermode fotografiert. All…

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Ist Rot das neue Schwarz?

von
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GREETINGS IN ROT. Heute nur eine schnelle Stilfrage, liebe Schwarmintelligenz (Jan: Da bist Du als Vielreisender natürlich mit-gemeint). Hab‘ ich wieder irgendwas nicht mitbekommen? Ist ROT das neue SCHWARZ? Warum sehe ich seit kurzem überall und immer mehr cherrytomaten-rote Autos (wenn sie überhaupt eine Farbe haben, alle anderen sind ja nur noch grau-anthrazit-metallic). Was steckt dahinter? Alles Bild-Leserreporter? Werden hier Texte blitzschnell zwischen gedrucktem Spiegel und Spiegel.de transportiert? Oder ist das schon Sigmar Gabriels logistische Vorbereitung zum Koaltionsausstieg und zum Kanzlerwahlkampf?     Rätselnde Grüsse vom Strassenrand sendet ROLF  

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