Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Walls - page 13

Unten ist das neue Oben

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GREETINGS FROM KOPENHAGEN Alles zurück, vergessen, mein Frust von neulich: Kopenhagen ist wunderbar! Nach der Bibliothek und den sich an der Hafenkante schräg gegenüberstehenden Kulturtempeln Nationaltheater und Oper versenken sie jetzt für beide noch ein riesiges Parkhaus ins Wasser. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Und dann noch das Dach herausgucken lassen, als neue Freifläche, die, zumindest optisch, im Hafen schwimmt wie ein Floss. Das können sie, die Kopenhagener, wie keine zweite Stadt, die ich kenne. So macht Modernität Spaß, sie hat Größe und Blick für menschliches Mass. Ist schon an der Bibliothek eine beneidendenswerte Frei(zeit)fläche entstanden, so auch am Theater, man hat einfach einen Steg übers Wasser geschlagen. Niemand hat was dagegen, wenn man sich die Restaurantstühle in die Sonne zieht, wo die Möwen an der Reling spazieren gehen. Und in zwei Jahren dann das Riesenfloss, toll! In Eile, sitze in der führerlosen U-Bahn, ganz vorne, rase durch…

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Fein oder nicht fein?

von
Kopenhagen1

GREETINGS FROM KOPENHAGEN Lange nicht in Kopenhagen gewesen. Sowieso ein Fehler. Eine Sommerstadt, die auch eine Winterstadt ist, gibt’s nicht so oft, auch nicht dieses lässige Nebeneinander von Alt und Neu. Manches ist gar nicht so historisch, wie es aussieht; der Bahnhof, von dem man heute superschnell nach Schweden kommt, könnte auch eine riesige Reiter-Kaserne sein, ist aber von 1911; auch das Rathaus mit seinen Burgzinnen wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Stilistische Fakes also, die aber Charme haben und wunderbar auf die Altstadt einstimmen. Deshalb bin ich erstmal ziemlich beleidigt, als ich vor dem neuen grossen Eckhaus am Rathaus stehe –  was ist das?! Ein Bürocenter mit vorgesetzter spiegelnder Glasfassade; hier, ausgerechnet hier; darf man das – das ist hier die Frage! Ich bin unsicher. Eigentlich sieht es gar nicht so schlecht aus. Ich glaube, nicht die Modernität stört mich, sondern die rücksichtslose, unfeine Höhe. Der Rathausplatz hätte sowas…

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Hurra, ich kann wieder ans Meer fahren!

von
SPO

GREETINGS FROM SANKT PETER-ORDING Jahrelang habe ich Schleswig Holsteins Nordseeküste gemieden, obwohl sie, wie man so sagt: vor der Hamburger Haustür liegt. Sylt war mir zu borniert (ehrlich gesagt: auch zu teuer), die anderen Küstenorte zu waschbetoniert und bieder, irgendwie fühlte ich mich von Architektur und Gastronomie her immer wie in einer quadratkilometer-grossen Rehabilitationsklinik; nichts, was einem übers Wochenende frischen Wind oder schöne Bilder in Kopf und Seele brachte. Ein einziges Hotel hat dieses „Nie wieder“ jetzt umgedreht, und das liegt in Sankt Peter-Ording, hat 2013 aufgemacht und nennt sich „Beach-Motel“. Das sympathische ist, daß es mit seinen graugestrichenen Querverschalungen nicht nur optisch wie ein Import aus Long Island aussieht (okay, sagen wir: wie das Calvin-Klein-Klischee davon), das spannendere ist die Wirkung in die Landschaft hinein. Mit der Hotelstimmung im Rücken internationalisiert und ent-schleswig-holsteint sich auch die Deich-, Dünen- und Strandlandschaft. Man fühlt sich im Heute und nicht mehr wie in…

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Berlusconi, forever

von
MilanoExpo2015

  GREETINGS FROM MILANO Nach Mailand fährt man wegen der Oper, der Mode- oder der Möbelmesse. Und zum Shopping natürlich. Aber für moderne Architektur? Da darf man, je nach Optimismusdosis überrascht sein oder skeptisch, jedenfalls: neugierig. Ein Jahr hat die Stadt noch Zeit, dann will sie mit einer „EXPO 2015“ spektakulär zeigen, wie Nachhaltigkeit und Zukunft zusammengehen. Zwar sieht man heute schon einiges durchaus Attraktives (etwa Stefano Boeris  „Senkrechte Wälder“ genannte Terrassen-gespickte Wohntürme). Aber ein Weltausstellungs-reifes Gesamtkonzept will sich noch nicht so recht zeigen und der Besucher darf raten: weil noch nicht fertig – oder weil schon längst überholt, sprich: überbaut? Hatte man nicht das historische Messegelände aufgegeben, um dort eine weltweit ausstrahlende, modellhaft neue Stadt in der Stadt zu bauen? Warum stehen dann aber jetzt plötzlich die höchsten Häuser ganz woanders, neben dem Hauptbahnhof?  Wer heute vom skulpturengesäumten Dach des Doms den Horizont absucht, muß schon sehr sehr genau schauen…

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Die tote Stadt

von
BerlinGefängnis

GREETINGS VOM ALTEN SPEER Zum Auflockern mal wieder ein kleines Quiz. Wertige Materialien, lichtdurchströmt, absolut private Sphäre – das neueste Wohnquartierprojekt in Berlin? Fast richtig: Das Bild oben zeigt den Hof der Justizvollzugsanstalt Zehlendorf-Düppel. Da lacht der Stammtisch, oder? So ist die moderne Architektur eben, bei der heute eine Schule wie ein Krankhaus aussehen kann, ein Rathaus wie eine Bibliothek und ein Krematorium wie ein Museum. Wieder reingefallen, denn das will ich hier gar nicht beklagen. Ich meine etwas anderes, und zwar das hier: Das wird, wenn es nächstes Jahr fertig wird, das „John-F-Kennedy-Haus“ am Berliner Hauptbahnhof, nah beim Kanzleramt; ein Bürohaus in Bestlage für Verbände und Lobbyisten, die dann aus ihren schmalen, aber wertigen Fenstern genau sehen können, wann die Kanzlerin im Büro ist und wann nicht. Gleich wieder abreissen, wie der hochgeschätzte Architekturkritiker Till Brigleb gerade in seinem Blog für ein ähnliches Haus in Berlin-Hauptbahnhof-Nähe fordert? Ich fürchte, damit…

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