JETLAG
Wenn einer eine Reise tut, … Das gilt vor allem, wenn er sich zu einer Flugreise entschliesst. Ich lese gerade „Black Box BER“, ein ganzes Buch als Replik des Architekten Meinhard von Gerkan auf die zahlreichen Anschuldigungen aus Politik und Medien, er habe den Berliner Großflughafen verpfuscht. Das wird ja wohl ohnehin kaum jemand ernsthaft glauben. Ich meine, es ist sein soundsovieltes Flughafenprojekt, alle funktionieren einwandfrei, vor allem Tegel gilt seit den 70ern als Musterbeispiel für ganze Flughäfen-Generationen. Zum Vergleich: Der Wieder-Aufsichtsrats-Vorsitzende Klaus Wowereit, bekannt für Champagnergenuss aus Damenschuhen und cholerische Ausbrüche, beaufsichtigt seinen ersten Flughafen. Soll ihn beaufsichtigen.
Aber darauf wollte ich eigentlich gerade gar nicht hinaus. In dem Buch beschreibt von Gerkan am Beispiel vom neuen Flughafen Hamburg, wie sein Büro in drei Terminals die rasche Abwicklung der Passagiere, Check-in, Security, Got-to-Gate, Bording mit kurzen Wegen geplant hat, aber von den Betreibern genötigt wurde, die Fluggäste durch ein Shopping-Labyrinth zu führen. Man ist geneigt zu sagen: irre zu führen. Sehr anschaulich anhand einer Grafik dargestellt. Guckst Du?
Diese Profanisierung des Fliegens nimmt ohnehin seit geraumer Zeit groteske Züge an. Was ist bloß aus dem Traum vom Fliegen geworden? Seit jeder mit Dumping-Airlines für ´nen Appel und ´n Ei sonst wohin düsen kann, wird man behandelt wie ein notwändiges Übel. Bestenfalls. Es gab Zeiten, da konnte man sich noch fühlen wie ein „Fluggast“. Das war einmal. Besonders schlimm erwischt es einen heute, wenn man von dem Euro-Airport Basel/Mulhouse mit EasyJet irgendwohin will. Dort wird man lange vor dem Bording in Gruppen eingepfercht und wartet eingezäunt aufs Einsteigen. Auch die, die Extra-Geld für ein bevorzugtes An-Bord-Gehen gezahlt haben. Mich erinnert das an Viehtransporte. Zum In-die-Luft-gehen!
Jan